Ich war wohl ein­er der Weni­gen (jeden­falls aus meinem Bekan­ntenkreis), der es als Kind geliebt hat mit Plas­tik­sol­dat­en zu spie­len. Während andere mit ein­er Hand voll Star Wars Fig­uren — die ich natür­lich auch hat­te — 5 Per­so­n­en Schlacht­en aus­ge­focht­en hat­ten, habe ich mein gesamtes Zim­mer in ein Schlacht­feld ver­wan­delt, auf dem teil­weise über 200 Sol­dat­en, Panz­er und Flugzeuge gegeinan­der gekämpft hat­ten. Dabei hat­te jed­er Sol­dat eine bes­timmte Rolle und gehörte ein­er bes­timmten Frak­tion an. Diese Schlacht­feld-Atmo­sphäre mit den sich immer wieder verän­dern­den Frontlin­ien und hun­derten Sol­dat­en, ver­misse ich in vie­len Videospielen.

Ger­ade jet­zt wo viele Shoot­er dazu überge­hen, die max­i­malen Spiel­erzahlen pro Schlacht zu reduzieren (siehe Star Wars: Bat­tle­front) oder sich eher auf kleinere Geplänkel als große Schlacht­en konzen­tri­eren (siehe Star­craft oder andere mod­erne RTS). Es gibt natür­lich mit Supreme Com­man­der und Plan­et­side 2 Aus­nah­men, aber wenn einem das Zukun­ftsszenario nicht liegt, son­dern eher wert auf mod­erne Kriegs­führung legt, schaut man erst ein­mal in die Röhre.

Running with Rifles 1

Ist das Spiel zu empfehlen?

Gut dass es das Ein-Mann-Entwick­ler­stu­dio Mod­u­laa­tio Games gibt, welch­es in den ver­gan­gen Monat­en den Top­down Shoot­er “Run­ning With Rifles” entwick­elt hat. Natür­lich muss man mit dem Genre etwas anfan­gen kön­nen. Aber für Fans größer­er und action­lastiger Schlacht­en, ist das Spiel eventuell ein klein­er Geheimtipp.

Ihr Startet eure Kam­pagne als ein­fach­er Sol­dat, irgend­wo am Arsch der Welt. Zwei Granat­en und ein Gewehr im Ruck­sack, in der Basis der eige­nen Frak­tion. Ihr kön­nt auch mit Fre­un­den zusam­men spie­len und entwed­er gemein­sam für eine Frak­tion um den Sieg des Krieges kämpfen oder gegeneinan­der. Ich empfehle allerd­ings auf­grund der Map­größe und der schieren Anzahl an Sol­dat­en eher im Koop als im PvP zu spie­len. Son­st läuft man sich so gut wie gar nicht über den Weg.

Die KI stellt sich auch ganz pass­abel an. Sie nutzt Deck­un­gen, klet­tert auf erhöhte Posi­tio­nen wie Däch­er und kann sog­ar die Fahrzeuge recht gut steuern. Ihr werdet während ein­er Schlacht natür­lich sehr viele Sol­dat­en ver­lieren, das liegt allerd­ings weniger an Däm­lichkeit­en der KI, son­dern vielmehr an der Spiel­bal­ance. Denn in Run­ning with Rifles ist so ziem­lich jed­er Sol­dat Kanonen­fut­ter. Nach ein paar Stun­den werdet ihr sicher­lich die ein oder andere Kill­streak haben, aber dann werdet ihr irgend­wann doch wieder von einem Quer­schläger getrof­fen und seid recht schnell weg vom Fenster.

Running with rifles 2

Denn selb­st mit kugel­sicher­er Weste hält euer Sol­dat nur ein paar Tre­f­fer aus. Das ist aber nicht weit­er tragisch, da der Respawn nahezu sofort geschieht. Ihr müsst dann zwar wieder ein paar Sekun­den zur Front laufen, aber da sich der Frontver­lauf ständig ver­schiebt, ver­schieben sich dementsprechend auch die Spawnpunkte.

Was bei Run­ning With Rifles auch recht schnell klar wird, ist dass es kein Spiel ist, welch­es einen wochen­lang beschäftigt. Es han­delt sich bei dem Spiel eher um einen kleinen Snack für Zwis­chen­durch. Die Par­tieen sind recht schnell vor­bei, die Lernkurve ist nicht wirk­lich groß und das Spiel besitzt auch keine große Kom­plex­ität. Sich­er, es gibt zahlre­iche Maps, zahlre­iche Waf­fen und man steigt im Rang auf, wodurch man Zugriff auf Funk­tio­nen wie Mörseran­griffe oder Fahrzeu­gab­würfe erhält. Aber das Spiel besitzt lei­der wed­er einen strate­gis­chen Hin­ter­grund (z.B. Basis­bau) noch Sto­ry oder beson­dere Missionsziele.

Die 15 Euro bei Steam wer­den also nicht für jeden ange­bracht sein. Aber (ganz großes Aber): Es gibt eine Demo! So kann jed­er selb­st entschei­den, ob ihm das Spiel ein Kauf wert ist.

running with rifles 3

Die eigene Nutzlosigkeit in virtuellen Kriegen

Ich weiß, dass man als Alleine-Entwick­ler keine Bäume raus­reißen kann, was Spielmechaniken bet­rifft. Und Pasi Kainie­mi hat mit dem Spiel schon ordentliche Arbeit geleis­tet. Was ich mir allerd­ings auf alle Fälle noch wün­schen würde, wäre ein Sys­tem zu entwick­eln, bei dem ich merke, dass sich im Ver­lauf des Kampfes mehr verän­dert als nur die Fron­ten oder die Flaggen, die auf den Stützpunk­ten wehen.

Denn auch bei AA-Titeln wie Plan­et­side 2 merke ich immer wieder, dass es dem Spiel­prinzip an einem Sinn fehlt. Man erobert Basis X, ver­liert sie nach 4 Stun­den wieder. Ein ewiges hin und her. Und spätestens nach ein paar Tagen frage ich mich, was ich hier über­haupt mache. Wozu die ganze Mühe, wenn es im End­ef­fekt doch eh keinen Unter­schied macht. Einen eigentlich Sieg oder Nieder­lage gibt es nicht. Es geht immer wieder von vorne los, und es ändert sich rein gar nix, egal wie sehr ich mich anstrenge. Noch dazu bin ich als Spiel­er ein­fach nur eine Num­mer unter tausenden. Ich kann alleine oder in kleineren Grup­pen nichts wirk­lich bezwecken.

Wenn mir im Bat­tle­field fünf Geg­n­er gegenüber­ste­hen und ich ein guter Spiel­er bin, dann kann ich es mit den fünf lock­er aufnehmen. Ich kann sie besiegen, die Flagge erobern und so ggf. den Sieg für mein Team errin­gen. Wenn mir allerd­ings 20 Geg­n­er gegenüber­ste­hen, dann sieht die Sache schon anders aus. Die Leis­tung eines Einzel­nen ver­liert in der Masse an Bedeu­tung. Das ist frustierend. Beste­ht das Spiel­prinzip eben­falls nur aus einem Hin- und Her, wird es nochmals frus­tri­eren­der. Das hat zur Folge, dass die Leute dann nur noch auf ihre eigene Sta­tis­tiken, anstatt auf das Spielziel achten.

Das fällt mir immer wieder in Plan­et­side 2 auf. Ein Beispiel: Die Geg­ner­ba­sis beste­ht aus 2 Eingän­gen. Ein­gang A wird schw­er bewacht, Ein­gang B ist fast kom­plett unbe­wacht. Ich marschiere durch Ein­gang B, damit ich die Flagge erobern kann, um so die Basis für uns beanspruchen zu kön­nen. Dum­mer­weise muss ich die Flagge für eine fachgerechte Eroberung auch 2 Minuten vertei­di­gen. In diesen 2 Minuten werde ich immer wieder von neu ges­pawn­ten Geg­n­ern über­ran­nt, weil ich alleine bin. Mein gesamtes Team ste­ht allerd­ings an Ein­gang A und liefert sich eine Massen­schlacht mit den Geg­n­ern. Auf meine Frage, wieso wir nicht alle über B in die Basis gehen, um die Flagge zu erobern, kommt die Antwort, dass eine Eroberung weniger Punk­te bringt, als ein stun­den­langes Gemet­zel an A. Willkomen in der Welt der Multiplayerspiele!