Es gibt Spiel­erei­hen, die ver­fol­gen mich schon fast mein ganzes Leben lang. Die Rei­he zu Heroes of Might and Mag­ic, wäre da so ein gutes Beispiel dafür. Ich hat­te in einem Anflug von Nos­tal­gie bere­its in meinem Artikel “Strate­giespiele wieder auf dem Vor­marsch” davon gesprochen, wie ich damals beim Mar­tin oder beim Gre­gor zum ersten Mal in Berührung mit der Rei­he kam. Damals war es ein­fach Liebe auf den ersten Blick. Mythol­o­gis­che Fig­uren, tak­tis­che Tiefe, Hot­Seat und ein tolles Spiel­prinzip. Da sind die Erwartun­gen an die Nach­fol­ger natür­lich recht hoch. Und auch wenn ich bish­er nur die Beta anspie­len kon­nte, bin ich ein biss­chen ent­täuscht vom siebten Teil. Nicht so ent­täuscht wie ich von Act of Aggres­sion bin (Artikel dazu fol­gt dem­nächst), aber trotz­dem habe ich mehr erwartet.

Damit sich jed­er selb­st ein Bild davon machen kann, habe ich ein Youtube-Video zur August-Beta Online gestellt (siehe Ende des Beitrages). Dort kön­nt ihr euch die Grafik, ein paar Spielmechaniken und den generellen Ablauf des Spieles anse­hen. Wieso ich ent­täuscht vom Spiel bin, erk­läre ich euch allerd­ings auss­chließlich hier in Textform.

Fraktionen, Stadtbildschirm und Mapdesign

Fan­gen wir allerd­ings erstein­mal mit den pos­i­tiv­en Din­gen an: Die Frak­tio­nen sind toll. Zum allerersten mal in der Geschichte von HoMM bin ich mit allen Frak­tio­nen zufrieden. Bish­er war es näm­lich immer so, dass ich manche Frak­tio­nen gar nicht spie­len wollte, weil mir deren Set­ting oder deren Ein­heit­en gar nicht zusagten. Die Orcs in HoMM V sind dafür ein gutes Beispiel. Die sind mir ein­fach unsym­pa­tisch. Die waren lang­weilig. Also habe ich sie nie gespielt. Im siebten Teil finde ich in jed­er Frak­tion zahlre­iche tolle Ein­heit­en. Sowohl vom Design als auch vom Game­play. Ich füh­le mich über­all wohl und habe das Gefühl, dass sich die Entwick­ler aus den let­zten 6 Teilen die besten Ein­heit­en her­aus­gepickt haben und ergänzend dazu tolle neue Ein­heit­en kreiert haben.

Eben­falls löblich finde ich, dass man die Stadt­bild­schirme wieder von Beginn an im Spiel hat. Als Nicht­fan der Serie kann man das eventuell nicht ganz ver­ste­hen, aber es bringt soviele Atmo­sphäre ins Spiel, wenn sich zur Trup­pen­pro­duk­tion oder zum Gebäude­bau ein Stadt­bild­schirm öffnet. Die Städte sind auch gut geze­ich­net und ver­mit­teln schnell die Charak­ter­is­ti­ka der einzel­nen Fraktionen.

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Auch die Karten sind recht abwech­slungsre­ich. In anderen Heroes Teilen war es ja meist so, dass die Karten immer wie aus einem gener­ischen Karten­gener­a­tor wirk­ten. Immer gab es die gle­ichen Assets nur an anderen Posi­tio­nen. Im aktuellen Teil haben die Karten allerd­ings einzi­gar­tige Eye­catchter bzw. Sehenswürdigkeit­en wie einen Stau­damm oder einen Vulkan, der sich in einen See ergießt. Das macht schon ne Menge her.

Enttäuschende Grafik

“Nicht ne Menge her” macht allerd­ings die Grafik. Die ist zwar nicht hässlich, aber ver­glichen mit anderen Spie­len nicht ganz zeit­gemäß. Beson­ders erschreck­end allerd­ings, ist die Tat­sache, dass die Land­schaften im BROWSERGAME teil­weise bess­er und atmo­sphärisch­er ausse­hen. Ja richtig gehört: Das kosten­lose, vor 2 Jahren erschienene Browsergame sieht stel­len­weise bess­er aus als das 50 Euro teure PC-Spiel. Das wäre dann so eine Sit­u­a­tion, die mir als Entwick­lungsstu­dio dezent pein­lich wäre. Aber — und der Hin­weis ist eben­falls wichtig — es sind nur meine Ein­drücke aus der Beta. An der Grafik kann sich also noch etwas ändern. Die Screen­shots hier auf der Seite kom­men teil­weise z.B. schon optisch sehr viel schön­er rüber als das, was mir in der Beta geboten wurde. Deswe­gen abwarten!

Heroes VII + Browsergame

Links Heroes VII und rechts das Browsergame

Wo bleiben die Neuerungen?

Der Casus Knack­tus in HoMM VII ist allerd­ings seine Nähe zum drit­ten Teil der Serie. Heroes of Might and Mag­ic III gilt eigentlich unter Fans über­wiegend als der beste Teil der Spiele­serie. Da liegt es natür­lich nahe für die Entwick­ler, sich auch an diesem Teil zu ori­en­tieren, um eventuell durch HoMM V und VI ver­schenk­tes Ver­trauen zurück­zugewin­nen. Back to the roots nen­nt man das ja häu­fig. Und die ersten paar Stun­den geht dieses Konzept auch super auf.

In der Stunde 1–5 denkt man sich “Super! Wie in alten Zeiten”.
In der Stunde 5–10 denkt man sich “Okay, macht noch Spaß. Ist ja wie damals”
In der Stunde 10–15 begin­nt man allerd­ings sich mit fol­gen­der Frage zu quälen “Wenn sich das Spiel wie damals spielt, wieso sollte ich dann unbe­d­ingt 50 Euro investieren, anstatt weit­er­hin den drit­ten Teil (oder das HD Remake) zu zocken?”

Ums mal auf dem Punkt zu brin­gen: HoMM VII hat ein­fach viel zu wenig Alle­in­stel­lungsmerk­male. Es gibt keinen echt­en Fortschritt zur restlichen Serie. Es gibt zwar hier und da ein paar kleinere Änderun­gen (Tal­ent­baum, Gebäud­er­e­strik­tio­nen), die allerd­ings kaum ins Gewicht fall­en. Natür­lich wün­scht man sich als Fan, dass der Entwick­ler am besten Teil ori­en­tiert. Man wün­scht sich aber auch, dass man nicht das gle­iche Gericht noch mal aufgewärmt bekommt, son­dern das man eine neue Vari­a­tion, eine Entwick­lung oder ein besseres Run­dumpack­et erhält. Und genau das lässt HoMM VII zu wün­schen übrig. Und das ist auch der Grund dafür, dass ich auch von diesem Teil ent­täuscht bin.