Geld

Sponsored Posts um jeden Preis

Die meisten Blogger kennen das. Sobald man sein Impressum vollständig ausgefüllt hat, was ich auch jedem Raten würde, erhält man neben der üblichen Spammails auch immer mal wieder Angebote von Unternehmen. Meist sind es – bei mir zumindest – irgendwelche unseriösen Angebote für Online-Poker-Portale. Häufig soll ich auch Partnervermittlungsportale bewerben. Beides wird von mir kategorisch abgelehnt, da es einfach nichts mit meinem Blog und den Themen hier zu tun hat. Und auch deswegen, weil ich die meisten Online-Casinos für ziemlich zwielichtig halte. Aber das ist ein anderes Thema.

Leider viel zu selten sprechen mich irgendwelche Künstler oder Kleinunternehmer an, die nachfragen ob ich eventuell Lust hätte ein bisschen für ihr Projekt die Werbetrommel zu rühren. Das mach ich recht gerne, erst recht wenn ich dabei selbst ein bisschen über den Tellerrand schauen kann – außer bei Wurstaufklebern 😉  Wenn ich wie in diesen Fällen nett gefragt werde, dann brauch ich dafür auch keine Gegenleistung.
Und wenn ich keine Gegenleistung erhalte, sind das ja auch keine Sponsored Posts – betreffen meinen Kritikbeitrag hier also nur am Rande.

Sponsored Posts – Hintergründe

Nein, bei den wirklichen Sponsored Posts erhält man eine Gegenleistung für die Linksetzung. Entweder in Form von Geld oder Sachgütern. Und auch wenn ich – wie gesagt – die meisten Anfragen sofort ablehne, gibt es hin und wieder auch ein paar Angebote, die mich zum Nachdenken anregen. Passt es thematisch zum Blog und darf ich meine freie Meinung zum Produkt sagen – wieso nicht?

Allerdings muss man hier auf zwei Dinge achten:
1. Muss der Beitrag als Werbung / Sponsored Posts gekennzeichnet sein. Damit jeder Leser sofort weiß, dass es Werbung ist. Alles andere wäre Schleichwerbung und ist nach deutschem Recht illegal.
2. Dürfen Links nur als nofollow gesetzt werden. Nofollow bedeutet, dass Google diese Links bei der Googlesuche nicht berücksichtigt. Das ist allerdings keine gesetzliche Bestimmung, sondern eine Bestimmung von Google. Der Konzern möchte damit verhindern, dass sich Unternehmen bei der Googlesuche ein besseres Ranking erkaufen, in dem sie Webseitenbetreiber beauftragen mit Links um sich zu werfen und damit den Suchalgorithmus von Google „austricksen“.

Beides sind recht umfangreiche Themen mit vielen Vor- und Nachteilen. Das sollte allerdings nicht das Thema dieses Beitrages sein. Stattdessen gehts mir darum mal aufzuzeigen, wie „geldgeil“ oder ahnungslos viele Seitenbetreiber, viele zu bewerbenden Unternehmen und viele Marketingagenturen sind. Das ganze zeige ich euch an einem Beispiel, welches so auch tatsächlich stattgefunden hat. Aus Rücksicht auf alle Beteiligten werde ich aber keine Namen nennen.

Mein Fallbeispiel

Vor einigen Wochen wurde ich von einer Agentur angeschrieben, ob ich Interesse hätte für einen ihrer Kunden einen sponsored Post zum übergeordneten Thema Halloween verfassen. Thematisch hätte das Unterthema zu meinem Blog gepasst und ich musste in meinem Beitrag auch nicht dem Unternehmen in den Hintern kriechen, sondern konnte den Beitrag so verfassen, wie ich wollte. Nur der Link zum Unternehmen sollte gesetzt werden.

Ich wies darauf hin, dass ich bei solchen „Kooperationen“ Links immer als nofollow setze und den Beitrag entsprechend als sponsored Post markiere. Die Agentur erklärte sich damit einverstanden und wir tauschten noch einige Mails aus, in denen wir über weitere Rahmenbedingungen redeten. Da die Vergütung für den Post recht hoch war, wies ich gegen Ende noch ein mal darauf hin, dass ich den Link nur als nofollow setzen werde.

Jetzt erst wies mich die Mitarbeiterin der Agentur darauf hin, dass ihr Auftraggeber doch einen normalen und keinen nofollow Link wolle. Ich erklärte ihr, dass ich das nicht machen könne und wies sie auf die Hintergründe meiner Entscheidung hin. Mir kam es so vor, als würde sie zum ersten Mal davon hören, welche Konsequenzen es hat, bezahlte Links als „follow“ zu setzen. Sie hakte noch ein paar Mal nach, fragte ob ich das System nicht irgendwie umgehen könnte – aber letztendlich kam keine Kooperation zustande.

Da hab ich mich schon ein wenig darüber geärgert. (Die Agenturmitarbeiterin vermutlich auch). Immerhin haben wir beide ja schon einiges an Zeit investiert. Und da die Vergütung sehr gut war, war es natürlich auch schade ums Geld. Aber was nützt mir ein kurzfristiger Vorteil, wenn mein Blog langfristig von Google durch schlechteres Ranking abgestraft wird? Denn genau das passiert, wenn man gekaufte Links nicht mit nofollow markiert. Aber da mir Besucher und damit neue (und natürlich auch alte) Bekanntschaften wichtiger sind als Geld, stehe ich auch heute noch zu meiner Entscheidung.

Vor einigen Tagen habe ich allerdings festgestellt, dass das nicht jeder so sieht. Sowohl im Feedreader als auch in der restlichen Blogosphäre sind jetzt bereits mehrere dieser gekauften Halloween-Posts für das Unternehmen aufgetaucht. Die wenigsten sind als Werbung gekennzeichnet und kein einziger davon verwendet nofollow.

Nicht dass ich es den anderen Webseitenbetreibern nicht gönnen würde. Trotzdem stelle ich mir die Frage: Kennen die die Auswirkungen nicht oder sind die ihnen egal? Wie seht ihr die Sache?


Kommentare

10 Antworten zu „Sponsored Posts um jeden Preis“

  1. Also ich weise immer von Anfang an darauf hin, dass ich den Artikel entsprechend mit „Gastbeitrag“ im Titel veroeffentlichen werde wenn sie mir Texte zum veroeffentlichen liefern.
    Wenn ich Muster geschickt bekomme und selber teste, dann bin ich natuerlich auch ehrlich und lasse mich nicht davon blenden, den Artikel umsonst bekommen zu haben.

    Ueber die Links und das damit verbundene Googleranking habe ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht, die habe ich bis jetzt immer ganz normal verlinkt. Gibt’s da in WordPress irgendwo eine Einstellung die man aendern kann/sollte?

    1. Normale Gastbeiträge für die du nichts bekommst, kannst du ja eh ganz normal verlinken.

      Für Proben oder Muster, die du kostenlos zugeschickt bekommst steht in den Google Richtlinien:

      „Kauf oder Verkauf von Links, die PageRank weitergeben. Dazu gehören der Austausch von Geld für Links oder Beiträge, die Links enthalten, sowie der Austausch von Waren oder Dienstleistungen für Links. Darüber hinaus zählt dazu auch das Senden „kostenloser“ Produkte, wenn Nutzer im Gegenzug etwas darüber schreiben und einen Link einfügen.“

      Eine Funktion bei WordPress, mit der man Links als nofollow markieren kann, gibt es nicht. Eventuell gibts ja ein Addon.

      Ich machs aber immer über HTML: a href=“http://example.com“ rel=“nofollow“>Linkname

  2. Wie will denn Google erkennen, ob das ein Werbelink ist, der als nofollow gesetzt werden sollte oder doch einfach nur ein organischer/echter Link? Ich habe bislang noch keine Werbe-Postings geschrieben (Reviews mit Pressekey sind imo etwas anderes) und werde das wohl auch in nächster Zeit nicht tun.

    1. Ich kann mir vorstellen, dass Google seine eigene Suchengine nutzt, die im Internet ersteinmal nach Schlagworten wie „sponsored“ „advertorial“ „etc.“ sucht und anschließend überprüft, ob die Links im dazugehörigen Text als nofollow markiert sind.

      Wenn plötzlich vermehrt sponsored Posts zu einem bestimmten Unternehmen im Netz auftauchen, kann man schon mal davon ausgehen, dass dieses Unternehmen gerade ein Marketing-Aktion durchführt und Blogger derzeit mit Sach- oder Geldleistungen belohnt.

      Dann kann man in der zweiten Phase dazu übergehen die Blogs zu überprüfen, die zwar den Link zum Unternehmen setzen, allerdings keine Schlagworte wie „sponsored“ benutzen.

      Ist allerdings nur eine vage Vermutung. Da gerade die zweite Phase voraussetzt, dass da ein Mensch die Blogs überprüft und keine Maschine.

      Aber selbst wenn Google nicht auf solche Methoden zurückgreifen würde, gibt es immer noch genug Spinner im Internet, die die Blogs anderer wegen Rechts- oder Richtlinienverstößen bei den zuständigen Stellen melden.

  3. Also mir ist noch kein Angebot untergekommen, dass inhaltlich wirklich richtig gut gepasst hätte. Das wäre für mich das entscheidende Kriterium für solche eine Geschichte…

  4. Hm.. ein interessantes Thema hast du hier aufgerissen.
    Ich muss zugeben, dass ich schon mal schwach wurde. Meine Voraussetzung war jedoch, dass ich den Artikel selbst schreibe. Und wenn das Thema passt und ich sagen darf was ich will, finde ich so etwas OK.Über Google habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht. Vor allem weil unsere Besucher meistens nicht durch Google, sondern durch Empfehlung zu uns kommen.

    Was ich jetzt noch nie gehört habe: Wenn ich einen Beitrag nicht als „sponsored“ oder Gastartikel kennzeichne, mache ich mich strafbar? Wo soll das denn stehen?

    1. Wenn du für den Artikel bezahlt wurdest, musst du ihn als Werbung kennzeichnen. Steht im:
      – Telemediengesetz: http://www.gesetze-im-internet.de/tmg/__6.html
      – Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb http://www.gesetze-im-internet.de/uwg_2004/__4.html
      – Rundfunkstaatsvertrag http://www.urheberrecht.org/law/normen/rstv/RStV-13/text/2010_06.php3

      Eine Zusammenfassung gibts hier auf der Seite: http://www.socialmediarecht.de/2013/10/21/schleichwerbung-wenn-content-zu-werbung-und-die-werbung-zum-problem-wird/

  5. Hallo,

    das kenne ich genauso gut wie du. Was ich schon an Angeboten erhalten habe, geht auf keine Kuhhaut. Aber meine Erfahrung ist, dass irgendwelche SEO-Buden einfach mal für möglichst 0 Euro einen Link abkippen wollen und sich 100% Marge einstreichen wollen. Solche Dinge wie „Stell dich doch nicht so an“ und „Du bist doch nur ein Blogger“ habe ich alles als Email erhalten. Deshalb stehe ich dem Ganzen höchst skeptisch gegenüber. Das schrieb ich auch hier:

    http://www.henning-uhle.eu/informatik/kooperationen-mit-bloggern-wenn-dann-aber-richtig

    Eine Kooperation würde für mich auch anders aussehen. Aber das kannst du wohl den Firmen nur mit dem Vorschlaghammer einbläuen. Leider habe ich bislang nur Negativ-Beispiele sammeln können. Mag sein, dass es nochmal anders wird, wenn die Firmen sehen, dass man eben nicht nur ein wertloser, dummer Blogger ist. Jedenfalls hast du mit deinem Fallbeispiel schon mehr Glück gehabt als ich. 😉

    1. Das hab ich wirklich noch nicht erlebt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich gerade auf die total unseriösen Anfragen schon gar nicht mehr antworte. Wenn da jemand seine unpersönlichen Spam-Mails raushaut oder die Mail mit dem Google-Translator erstellt wurde, reagiere ich da schon gar nicht mehr drauf.

      1. Genau deshalb gehe ich mittlerweile überhaupt nicht mehr darauf ein. Wenn es Ausreißer gibt, erzähle ich im Blog was darüber oder mache mich sonstwie lustig, aber sonst ignoriere ich das gekonnt.

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