Ein­er der let­zten Artikel zu TheDivi­sion auf Mein-mmo.de hat mich etwas zum Grü­beln gebracht. In der Regel beschränken sich die meis­ten Tests und Erfahrungs­berichte von Videospie­len ja heutzu­tage darauf, ein­fach die Game­play-Ele­mente darzustellen und zu bew­erten. Wie läuft das Kampf­sys­tem ab? Wie sieht die Grafik aus? Taugt der Mul­ti­play­er etwas? etc.

Was ich in unser­er heuti­gen Zeit allerd­ings etwas ver­misse, sind atmo­sphärische Darstel­lun­gen. Und damit meine ich kein “Ja, die Atmo­sphäre ist schön düster” son­dern wirk­liche Beschrei­bun­gen. Da betritt der Spieletester einen Raum voller Leichen und alles, was ihm ein­fällt ist darauf hinzuweisen, wie schön die Schat­ten­würfe sind oder dass die KI der Geg­n­er ger­ade total ver­sagt. Da kön­nte ich natür­lich jet­zt wieder eine neue Baustelle auf­machen und darauf hinzuweisen, dass der Durch­schnittspiel­er mit­tler­weile so abges­tumpft ist, was Gewalt­darstel­lun­gen bet­rifft, dass er die Leichen wahrschein­lich gar nicht mehr zur Ken­nt­nis nimmt. Aber auch abseits von Mord und Totschlag, hal­ten Spiel­er und Tester nur noch sel­ten inne und lassen die Atmo­sphäre auf sich wirken.

Und noch sel­tener geben diese die Stim­mung, die sie ger­ade einge­fan­gen haben, an die Leser weit­er. Klar ist das immer etwas prob­lema­tisch. Denn eine Stim­mung nimmt jed­er anders wahr. Der eine find­et “gut gemachte” Son­nenun­tergänge total melan­cholisch. Den anderen machen sie eher wuschig. Wenn ich bes­timmte Szenen fast schon auf Pulitzer­niveau beschreiben kann, ist die Gefahr auch groß, dass ich dadurch Spiel­er für ein Spiel begeis­tere, dass ihnen aber vom Game­play her aber über­haupt nicht gefällt. Auch wenn ich bek­lem­mende und düstere Stim­mungen mag, würde ich z.B. nie Spiele wie Dark Souls oder Dead­space anrühren, weil mir das Game­play nicht zusagt.

Ander­er­seits sollte man Spiel­er auch mal ermuti­gen über den Teller­rand zu schauen. Man sollte es hon­ori­eren, wenn Entwick­ler es schaf­fen eine einzi­gar­tige Atmo­sphäre zu erzeu­gen, auch wenn das Spiel anson­sten Durch­schnitt ist. Schaut man sich die eher sach­licheren Tests an, kön­nen die meis­ten Tester ja selb­st bei Top­w­er­tun­gen beim Leser keine stärk­eren Gefüh­le erzeu­gen. Der Leser mag sich dann zwar auf das Spiel freuen, aber sitzt trotz­dem sel­ten wie gefes­selt am Mon­i­tor, um den Test zuende zu lesen, weil er jet­zt so heiß auf das Spiel ist, dass er jede Info auf­saugen muss.

Die meis­ten wer­den erwidern, dass Tests ja eher informieren als unter­hal­ten sollen, denn sie ver­fol­gen ja primär die Auf­gabe objek­tiv zu urteilen. Das Argu­ment kann ich auch nachvol­lziehen. Aber muss es deswe­gen denn nur noch Check­lis­ten-Tests geben? Ger­ade wir Blog­ger sind ja in unseren Reviews sehr viel freier als das bei irgendwelchen Redak­teuren größer­er Mag­a­zi­nen der Fall ist. Da tut es auch mal gut zur Abwech­slung mal einen Test zu lesen, der nicht nach dem Schema F ver­fasst wurde.

Da ich auch ein paar Blog­ger im Read­er habe, die öfter Indie-Spiele testen und auch Lets Playen (Poly­go­nien) ,  habe ich natür­lich auch schon einige Tests mit Schw­er­punkt “Atmo­sphäre” lesen kön­nen. Ger­ade Spiele wie “Fire­watch” oder “Everybody’s gone to the rap­ture” bieten sich dafür ja ide­al­er­weise an. Aber wie sieht es denn mit anderen Titeln aus? Auch Main­streamshoot­er haben einige denkwürdi­ge Szenen, die einen mit Atmo­sphäre erschla­gen. Sog­ar Strate­giespiele wie Civ kön­nen eine gewisse Stim­mung über­mit­teln, wie Sven damals (2012) bewies. Vielle­icht sollte ich dem­nächst ein­fach mal mit gutem Beispiel voran gehen!