Towns ist eines der ersten Indie-Spiele, das bei Steams Greenlight zurecht durchgewunken wurde. Grund dafür ist einfach, dass das Spielprinzip auf dem Papier unheimlich spannend klingt. Zu Beginn des Spiels hat man eine Hand voll Bürger zur Verfügung, die zuerst Ressourcen beschaffen müssen und muss mit diesen dann die ersten Gebäude und Werkzeuge errichten. Anschließend Pflanzensamen sammeln und Nutztiere auftreiben, um die Nahrungsmittelproduktion zu gewährleisten. Stück für Stück wird das eigene Dorf größer und neue Bewohner ziehen ein.

Dabei legt der Spieler selbst (ähnlich wie in Minecraft) die Architektur und verwendeten Baumaterialien der Gebäude fest. Gleichzeitig erscheinen aber auch immer wieder Feinde beim Mineralienabbau tief unter der Erde aber auch an der Oberfläche, die die eigenen Dorfbewohner bedrohen, weshalb es zwingend notwendig ist, Truppen auszubilden. Das Spiel ist also eine Mischung aus Die Siedler, Minecraft und Terraria. Wie gesagt – auf dem Papier klingt es gut.
Aber spätestens nach dem durchspielen des Tutorials merkt man, das die Umsetzung teils recht durchwachsen ist. Dabei ist die nüchterne und animationsarme Grafik einer der wenigen Punkte, über die ich hinweg sehen kann. Selbst für mich als alter Hase in Sachen Aufbaustrategiespiele, war das Tutorial spätestens im 3. Abschnitt ein wahrer Krampf. Der Text wird dem Spieler absolut unformatiert teilweise in Form von Textwüsten präsentiert, sodass ich in manchen Abschnitten Sätze 3 mal lesen musste, um zu verstehen, was das Spiel überhaupt von mir möchte. Und selbst das 3. Mal lesen verhindert nicht, dass man ab und an nicht weiterkommt. Beispielsweise wird in einer Mission gefordert, einen Bereich zu ummauern und dort dann eine Werkbank zu platzieren. Dass man allerdings nicht den ganzen Bereich ummauern darf bzw. zumindest eine Tür einbauen muss, wird einem hingegen nicht erklärt.
Man merkt schnell, dass die Benutzerfreundlichkeit der Knackpunkt des Spiels ist. Das Tutorial ist umständlich, vieles wird nichtmal ansatzweise erklärt. Nach dem ich die einzelnen Tutorialabschnitte hinter mir hatte, bin ich gleich ins Spiel und habe mich gewundert, wieso meine Bewohner beim Sammeln von Rohstoffen in den Wäldern wegsterben. Erst nach dem 3. Toten habe ich mir den Wald mal etwas genauer angeschaut und festgestellt, dass dort bewaffnete Kröten gespawnt sind, die mit meinen Dorfbewohnern kurzen Prozess gemacht haben. Also habe ich schleunigst Soldaten ausgebildet. Nächstes Problem: Einen einfachen Bewegungs- oder Angriffsbefehl, um den Soldaten zum Gegner zu schicken gibt es nicht. Oder ich habe ihn nicht gefunden. Das ist in Towns nichts ungewöhnliches.
Denn das Spiel ist mit Menüs dermaßen überladen, dass ich mich durch 3 verschiedene Seitenmenüs klicken muss, um beispielsweise eine Brotproduktion sicherzustellen. Insgesamt gibt es 4 Seitenmenüs – natürlich mit zahlreichen, verschachtelten Untermenüs. Mit Übersichtlichkeitsproblemen hat man auch zu Kämpfen, wenn man Minecraft-like in die Tiefe baut. Durch die isometrische Ansicht ist es schwierig zu erkennen, auf welcher Ebene sich die einzelnen Gegenstände oder Monster, die gerade durch die Höhlen wuseln, befinden. Besonders ärgerlich wird das auch deswegen, weil es nötig ist Treppen zu bauen, damit Dorfbewohner wieder an die Oberfläche zurückkehren können. Von Ebene zu Ebene muss man also wieder neu überprüfen, ob alles mit einer Treppe verbunden ist. Das ist bei 3-stöckigen Bergwerken noch recht simpel, trifft man beim Graben im 3. Untergeschoss allerdings auf eine Höhle, die ebenfalls nochmals aus 3 Ebenen besteht, nicht komplett aufgedeckt ist und Monster beherbergt, kommt man vor lauter Ebenen und Treppen schnell durcheinander. Wer da noch kein System entwickelt hat, wie er seine Grabungsschächte positioniert ist sofort aufgeschmissen.
Und genau das ist leider das große Manko an Towns. Ich rede ja nicht von kleineren Bugs, die mit ein paar Patches Geschichte sind, sondern von grundlegenden Designentscheidungen. Wer möchte kann sich natürlich jederzeit die Demo bei Steam herunterladen und selbst entscheiden, aber ich bleibe weiterhin bei Siedler oder Terraria.
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