Durch Zufall — also Wer­bung bei Steam — bin ich auf das Echtzeit-Strate­giespiel Wargame: Euro­pean Esca­la­tion gestoßen. Die Meta­crit­ic war eigentlich ganz in Ord­nung und von den Game­playvideos und den Screen­shots sah es auch ganz gut aus. Das Ganze noch im Ange­bot — und zugeschnappt. Bereue ich den Kauf? Ein biss­chen schon. Hab ich wieder dazugel­ernt, wieso Sim­u­la­tio­nen ein­fach nichts für mich sind? Jap. Deswe­gen schon mal vie­len Dank Eugene Sys­tems. Habt ihr gut gemacht. Jungs und Mädels.

 

Das Spielprinzip

Das Spiel­prinzip ist recht sim­pel. Ihr habt weitläu­fige Karten. Eine bes­timmte Anzahl an Kom­man­dop­unk­ten und Sek­toren, die es zu beset­zen gilt. Beset­zt ihr Sek­toren, was selt­samer Weise nur mit Kom­man­do-Fahrzeu­gen funk­tion­iert, erhal­tet ihr zusät­zliche Kom­man­dop­unk­te, die ihr in die Anforderung von Ver­stärkun­gen investieren könnt.
 

Die Hintergrundgeschichte

Das ganze find­et in den 80er statt. Kon­flik­t­par­tien sind die NATO und die UDSSR. Ken­nt man ja schon von World in Con­flict. Mit dem Unter­schied, dass in Wargame: Euro­pean Esca­la­tion ‑anders als in World in Con­flict- die Hand­lung total nüchtern präsen­tiert wird (und nur in Europa stat­tfind­et). Wobei man hier eigentlich noch nicht mal von ein­er wirk­lichen Hand­lung sprechen kann: 
Vor jed­er Mis­sion wer­den Trup­pen­be­we­gun­gen auf ein­er Karte ver­bildlicht. Punkt. So gese­hen hat das Spiel also die gle­iche Hand­lung, wie das Brettspiel Risiko… Habt ihr eigentlich gewusst, dass das Orig­i­nal Risiko wegen sein­er mil­i­taris­tis­chen Aus­druck­sweise (Erobern, angreifen, etc.) mal auf dem Index in Deutsch­land lan­den sollte?
 
Wie dem auch sei. Sto­ry-mäßig hat man von dem PC-Spiel nichts zu erwarten. Man sollte sich von vorne here­in damit anfre­un­den, dass es sich um eine Sim­u­la­tion und keine Seifenop­er handelt.
 

Der Grund warum Feiglinge erschossen werden sollten

Sim­u­la­tion heißt: Ein­heit­en ver­fehlen. Ein­heit­en steck­en nur wenige Tre­f­fer weg. Ein­heit­en haben richtige Namen: Zum Beispiel Schulze, der deutsche Panz­er­grenadier. Die Sim­u­la­tion geht sog­ar so weit, dass sie den Puls der eige­nen Ein­heit­en anzeigt. Ist der zu hoch, ger­at­en sie in Panik und ergreifen die Flucht. Ver­schlechtert sich der Puls der Ein­heit­en, besitzen diese nicht nur schlechtere Attribute wie zum Beispiel Ziel­ge­nauigkeit, schlimm­sten­falls ver­liert man dadurch auch die Kon­trolle über die Ein­heit­en, weil Schulze meint zu sein­er Mami ren­nen zu müssen.
 
Ich möchte jet­zt gar nicht so sehr über ein Sys­tem fluchen, das den psy­chis­chen Zus­tand der eige­nen Trup­pen mitein­bezieht. Nur sollte das irgend­wo nachvol­lziehbar und weniger ein­schnei­dend sein. Wenn ich mit 15 Leop­ard 1A-irgend­was Panz­er auf einen feindlichen Späh­panz­er los­ge­he und der Späh­panz­er durch einen Zufall­str­e­f­fer — 0,5 Sekun­den bevor er in den Späh­panz­er­him­mel kommt — die Panzerung von Feld­webel Mey­ers Panz­er ankratzt, dann kann es nicht sein, dass Mey­er in Panik gerät und den Rück­wärts­gang ein­legt. Es kann auch nicht sein (echt jet­zt, sowas kommt im Spiel vor) dass Müller und Schnei­der sehen wie Mey­er panisch den Rück­zug antritt und sich dann eben­falls ins Hemd machen und nach Hause fahren.
Von 15 Panz­ern sind dann plöt­zlich nur noch 12 da, weil sich 3 verkrümelt haben, nach­dem sich ein einziger Kam­er­ad sein Röckchen nass gemacht hat. Was ist denn das für eine Sim­u­la­tion? Ich muss — ger­ade bei nicht-vet­er­an Ein­heit­en peni­bel darauf acht­en, wie es ihnen geht. Sie dür­fen nicht angeschossen wer­den — oder in der Nähe von jeman­den ste­hen, der angeschossen wird. Sie soll­ten in einem intak­ten Fahrzeug sitzen. Am besten auf offen­em Feld, damit die Ket­ten! ja nicht im Sumpf steck­en bleiben. Schön brav noch einen Ver­sorgungs LKW neben­dran gestellt, damit der Ben­zin- und Muni­tionsvor­rat nicht zur Neige geht. Im Som­mer auf ein­er Wiese liegen und chillen. Bloß keine Kampfhand­lun­gen. So sollte nach Mei­n­ung der Sol­dat­en im Spiel der All­t­ag ein­er Armee ausse­hen. Ohne scheiß, das Spiel ist eigentlich Sims mit Panz­ern. Fehlen nur noch Wargames: Haustiere und Wargames: C&A Cam­ou­flage Collection
 

Der Umfang: Perfekt für Militärliebhaber

Es gab mal eine Zeit, da habe ich gerne Panzer‑, Luft­waffe- oder Marine-Quar­tet­tkarten gesam­melt. Ich hätte aus dem Ste­hgreif sagen kön­nen, welchen Durchmess­er das Rohr eines Leop­ard A2 hat. Für genau solche Leute, ist das Spiel ide­al. Denn es gibt so viele Ein­heit­en. Und ich meine wirk­lich viele. Den Leop­ard gibts in zig Aus­führun­gen. Den britis­chen Hub­schrauber Gazelle eben­falls. Eigentlich gibts jede Ein­heit­en in mehreren Aus­führun­gen. Jede Aus­führung hat unter­schiedliche Vorteile. Mal ist ein MG auf dem Panz­er befes­tigt, mal besitzt der Hub­schrauber Luftab­wehrraketen. Wer sich gerne 100 Ein­heit­en (+700 weit­ere mit weit­eren Wargame-Teilen) merkt, wird hier wohl keine Prob­leme haben.
 
Es ist aber ver­dammt schw­er nur anhand ein­er Typbeschrei­bung 2A2 oder 1A2 oder 1A1 die Spez­i­fika­tio­nen der Ein­heit­en zu erken­nen. Es sei denn man ist voll der Mil­itär-Crack. Fre­undlicher­weise kann man mit dem Mauszeiger über die Ein­heit­en fahren und bekommt dann sofort alle Details des Fahrzeugs als Pop­up. Mir war das Alles aber viel zu viel.
 
Für Leute, die ein­fach mal in Ruhe ne Runde Mul­ti­play­er spie­len wollen ist das Spiel lei­der nichts. Man muss sich inten­siv damit befassen. Die meis­ten Ein­heit­en ken­nen ler­nen. Neue Ein­heit­en freis­chal­ten. Sich sein Deck zusam­men­bauen (man kann nie alle Ein­heit­en in die Schlacht schick­en, son­dern muss sich spezial­isieren). Das ist ne Menge Arbeit.
 
Deswe­gen Kaufempfehlung für all diejeni­gen, die genau auf so eine Sim­u­la­tion gewartet haben. Die anderen bleiben lieber bei World in Conflict.