Sim City

Ich habe mir die letzte Gedanken darüber gemacht, wie ich den Test bzw. die Bewertung von SimCity am besten angehe. Schließlich funktionierte die ersten paar Tage so gut wie gar nichts im Spiel. Schließlich verarschte der Entwickler Maxis die Kunden, wo es nur ging. Und schließlich funktionieren auch wichtige Elemente der Simulation im Spiel nicht besonders gut. Da ich allerdings nicht einsehe Serverprobleme und Entwickleraussagen mit in eine Spiele-Wertung einfließen zu lassen, wie das jetzt gerade viele Spielemagazine handhaben, werde ich mich nur auf den letzten Punkt – also die Simulation an sich – beziehen. Die beiden anderen Punkte werde ich in den kommenden Tagen seperat besprechen.

Wertung

Ausnahmsweise fange ich heute mal zuerst mit der abschließenden Bewertung an: Das Spiel erhält von mir 3 von 5 Gingers. Das sind wohl mehr, als die meisten Spieler und Tester vergeben, aber weniger als man vor Release erwartet hätte. Trotzdem natürlich die Frage, wieso es nur so wenig bzw. so viele Punkte sind.

Zuerst sollte man sagen: Das Spiel macht Spaß. Es macht Spaß die Gebäude langsam wachsen zu sehen. Es macht Spaß sich ein Konzept für die Stadt auszudenken. Es macht Spaß zusätzliche Module für die Verwaltungs- und Versorgsungsgebäude zu kaufen oder Unmengen an Geldern in die Universität zu stecken, um endlich die neuen Windkraftwerke errichten zu können. Auch wenn natürlich einiges fehlt, wie die wirklichen Aufgaben oder steuerbare Fahrzeuge aus Rush Hour, Terraforming und größere Karten, ist das Spiel oberflächlich gesehen gut. Es versprüht Charme, ist grafisch sehr gelungen und der Schwierigkeitsgrad ist zumindest für nicht-profis anfangs recht angenehm.

Die Probleme von SimCity

Am meisten Spaß macht es allerdings, den Leuten beim Rumwuseln zuzusehen. Zuzusehen wie Harald Müller morgens aus dem Haus geht und zu seiner Firma Tech Globe fährt. Wie er gegen Abend die Firma verlässt und auf dem Weg nach Hause an seinem Haus vorbeifährt und in der Einfahrt eines vollkommen anderen Hauses parkt. Wie er das fremde Haus betritt, dort übernachtet. Am nächsten Morgen auf dem Weg zu Tech Globe auf dem Firmengelände einer anderen Fabrik parkt und plötzlich dort arbeitet. Das ergibt keinen Sinn? Ja, das tut es auch nicht. Die „Simulationsebene“ in SimCity funktioniert nicht. Die Einwohner sind nicht an Häuser oder Arbeitsplätze gebunden. Jeden morgen fahren sie in die erstbeste Firma. Jeden Abend fahren sie zurück ins erstbeste Haus. Möchte jemand einkaufen gehen, fährt er in das erstbeste Gewerbe. Da kann man anscheinend auch mal Klopapier im Casino kaufen.


Das Verkehrsaufkommen, welches dadurch entsteht ist dementsprechend auch nicht realistisch. So kann es vorkommen, dass im Stadtzentrum kaum Fahrzeuge unterwegs sind, während an der Stadtgrenze die Hölle los ist. Auch die sinnvolle Planung von öffentlichen Verkehrsmitteln ist total überflüssig. Ich besitze ein Casino, welches 50 Meter vom Bahnhof entfernt ist. Dazwischen habe ich eine Straßenbahnhaltestelle platziert. 200 Touristen verlassen zeitgleich das Casino und möchten zum Bahnhof. Statt die 50 Meter zu laufen, laufen sie zur Straßenbahnhaltestelle und fahren mit dieser ans andere Ende der Stadt, um dort auszusteigen und die nun 1500 Meter zum Bahnhof zu Fuß zu bewältigen. Sportliche Leistung. Die leider total hirnverbrannt ist.
Würden sich die Probleme nur auf den Verkehr beziehen, wäre es ja noch halbwegs zu verkraften. Allerdings habe ich laut meinen Bürgern massive Grundwasserverschmutzungen bzw. Keime in der Stadt. Obwohl ich nur saubere Industrie besitze und sogar über eine Kläranlage verfüge. Auch die „Grundwasserverschmutzungs-Ansicht“ zeigt keinerlei Probleme an.

Das sorgt natürlich zur absoluten Unübersichtlichkeit. Ist das jetzt ein Bug oder ist das gewollt? Verstehe ich vielleicht nur das System nicht? Gibt es überhaupt ein System? Wenn man bedenkt, wie sehr Maxis das Agenten System bzw. die Glassboxengine zuvor in den Himmel gelobt hat, ist das doch recht ärgerlich.

Schwachpunkt: Multiplayer

Der zweite große Kritikpunkt ist die Tatsache, dass das regionale Spielen bzw. das Spielen mit Freunden innerhalb einer Region nicht so optimal gelöst ist. Da trägt zum einen auch wieder die Unübersichtlichkeit dazu bei (wieso zum Teufel zieht Luftverschmutzung von Westen in meine Stadt, obwohl westlich von meiner Stadt nichts steht) zum anderen die Tatsache, dass man nicht wirklich zusammenarbeiten muss, da man jede Stadt auch autark – also unabhängig von anderen spielen kann. Sicher spare ich etwas Geld, wenn ich mich mit Strom oder Dienstleistungen wie Feuerschutz versorgen lasse. Aber da geht auch ne Menge Spielspaß flöten, wenn ein unsichtbares Etwas meine Probleme löst, anstatt, dass ich mir selbst Gedanken darüber machen muss, wie ich mein neues Polizeirevier finanziere. 

Zumal das (also die Finanzierungen) leider für Fortgeschrittene nach ein paar Stunden kein Problem mehr darstellt. Das Geld fließt spätestens ab 30.000 Einwohner in Strömen, wenn man sich nicht ganz blöd angestellt hat. Auch die Großprojekte sind etwas enttäuschend. Es geht hier eigentlich nur darum, Ressourcen anzusparen, um dann auf einen Knopf zu drücken und tada! internationaler Flughafen. Das hätte man definitv spannender gestalten können.

Bin ich jetzt enttäuscht von SimCity? Ein bisschen. Ist das Spiel deswegen so blöd wie alle behaupten? Eigentlich nicht. Was die Entwickleraussagen und den Always On betrifft, werde ich wie oben bereits erwähnt, im nächsten Abschnitt klären.

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