Ver­wurschtelung ein­er Lizenz ein­er geschicht­strächti­gen und erfol­gre­ichen Rei­he? Check!
Daraus einen Online-Ableger machen? Check!
Das ganze Free2Play? Check!
Noch dazu als Browsergame? Check!
Ein hinge­hun­ztes und lieblos­es Spiel? Mitnichten!

Ich würde ja sagen, dass ich angenehm über­rascht bin. Aber nach dem ich vor eini­gen Monat­en mit Anno Online eines der ersten guten Browsergames testen kon­nte, war ich guter Dinge beim neuesten Blue Byte Browser­ableger. Und ich muss sagen: Ich war nicht enttäuscht.

Auch wenn man während der Beta derzeit nur die “Untoten” antesten darf und diese neben den Orcs zu meinem unbe­liebtesten Volk zählen, macht das Spiel Spaß. Das hat 3 beson­dere Gründe, auf die ich nun im Einzel­nen einge­hen werde:

Grafik

Anno Online war grafisch schon gut. Aber HOMM:O (Heroes of Might and Mag­ic Online) set­zt da noch eine Schippe drauf. Die Land­schaften wirken alle wie bei einem handgeze­ich­neten Gemälde. Effek­te wie Staub­ver­we­hun­gen oder Son­nen­strahlen sehen großar­tig aus. Auch die Ein­heit­en und Gebäude lassen keine Wün­sche offen. Ani­ma­tio­nen sind auch recht nett, wobei ich hier sagen muss, dass ich die Ani­ma­tion­ss­chnel­ligkeit ohne­hin erhöht habe, damit sich die Kämpfe nicht so streck­en und deswe­gen nicht so viel davon mit­bekomme. Aber hier macht Blue Byte eigentlich alles richtig. Einzig und alleine die Land­schaft hät­ten sie ein klein wenig abwech­slungsre­ich­er gestal­ten kön­nen. Nicht dass keine Abwech­slung da wäre, nur sollte diese etwas schneller von stat­ten gehen, damit ich nicht 8 Spiel­stun­den in Wüsten rum­lungern muss.

heroes online

Taktische Kämpfe

Das Herzstück der Serie waren ja schon immer die tak­tis­chen Kämpfe. Fabelkrea­turen und son­stiges Fan­ta­sygedöns auf Hexfeldern run­den­weise navigieren und mit ihnen anderes Fan­ta­sygedöns ver­mö­beln. Das ist die Heroes Rei­he. Daran hat sich vom Grund­prinzip nichts geän­dert. Auf die Frage ob das Spiel jet­zt im Lauf der Ziel­grup­pen­er­weiterung “ver­ca­su­al­isiert” wurde, muss ich allerd­ings mit einem Jain antworten. Die tak­tis­chen Kämpfe sind vom Prinzip her genau so kom­plex wie vorher auch. Zwar fehlen alter­na­tive Ein­heit­e­nen­twick­lun­gen wie in HOMM 5, dafür kann man jet­zt Geg­n­er flankieren oder ihnen in den Rück­en fall­en. Wie gehabt hat jede Ein­heit Sekundär­fähigkeit­en, die kampfentschei­dend sein kön­nen. So weit so gut.

Wieso es trotz­dem ein “Jain” ist? Nach ein­er Weile hat man eine Armee zusam­mengestellt, gegen die Geg­n­er nicht mehr viel aus­richt­en kön­nen. Blöder­weise muss ich die Geg­n­er töten, um Erfahrungspunk­te und / oder Rohstoffe, die diese bewachen zu ergat­tern und damit meine Stadt weit­er aus­bauen. Was darauf fol­gt ist, dass mir stun­den­lange Kämpfe bevorste­hen, die in etwa so anspruchsvoll sind, wie einem Baby den Schnul­li zu klauen. Blue Byte hat eigentlich für diese Sit­u­a­tion vorge­sorgt: Denn vor jedem Kampf, kann man entschei­den, ob der Geg­n­er nur reg­ulär oder her­aus­fordernd sein soll. Je nach­dem erhöht sich die Anzahl der Mon­ster, die es zu bekämpfen gilt und natür­lich auch der Wert der Belohnungen.

Prob­lem an der Sache: Aktiviert man die Her­aus­forderung, sind die Mon­ster in 90% aller Fälle viel zu stark. Hat die Mon­ster­gruppe eine Stärke von 600 und ich komme mit 1800 an, wird mir let­z­tendlich beim Erhöhen der Schwierigkeitsstufe nur 4000 ange­boten. WTF?! Hier muss Blue Byte unbe­d­ingt bess­er skalieren. Am besten sollte sich die Mon­ster­stärke an der Stärke mein­er Armee ori­en­tieren. Dürfte wohl kein Prob­lem sein einen Algo­rhyth­mus dafür zu erstellen.

heroes online 2

Spielzeit

Bei Anno Online hat­te ich ja damals kri­tisiert, dass man häu­fig — wie in Browser­spie­len üblich — warten muss. Man wartet bis Pro­duk­tio­nen bere­it sind, bis Rohstoffe oder Han­delss­chiffe angekom­men sind. Wer keine Lust zu warten hat, muss dafür blechen. Wer wartet spielt aber nicht und schaut höch­stens 2–3 Mal am Tag für ein paar Minuten vor­bei. Bei HOMM:O läuft das allerd­ings etwas anders. Zwar muss man auch hier warten, bis Rohstoffe von Sägew­erken etc. hergestellt wur­den, allerd­ings liegen in den Wäldern soviele Rohstoffe rum, dass man nicht auf die Eigen­pro­duk­tion angewiesen ist. Wer­den also 50 Ein­heit­en Holz benötigt, sucht man diese ein­fach auf der Karte und tötet die Wachen, die davor ste­hen. Die Rohstoffe (und die Wächter, die davor ste­hen) “wach­sen” übri­gens alle paar Stun­den nach, sodass man immer etwas zu tun hat.

Und genau das ist eben der große Unter­schied zu anderen Browser­spie­len, bei denen man nach weni­gen Spiel­stun­den bere­its das erste Mal zum Geld­beu­tel oder zum Nase­popeln genötigt wird.

Bossgegner

Bish­er war das Spiel in den meis­ten Bere­ichen gle­ichauf mit der restlichen Serie. Jet­zt kom­men wir aber an einen Punkt, an dem das Browser­spiel mit dem großen Vor­bild den Boden aufwis­cht: Die Bosskämpfe. Ein “Bosskampf” wenn man ihn so beze­ich­nen möchte, sah in der Serie bis­lang so aus, dass der Ober­motz ein­fach nur eine schlagkräftige Armee hat­te und anson­sten ein ganz nor­maler Kampf stattge­fun­den hat­te. Beim Browser­spiel ist das etwas anders. Denn Bosse haben ver­schiedene Stärken und Schwächen und ver­lan­gen ganz andere Tak­tiken, als bei nor­malen Kämpfen. Selb­st das Schlacht­feld auf dem der Kampf stat­tfind­et ist jedes­mal anders, kom­plex­er oder abwech­slungsre­ich­er. So gibt es einen Spin­nen­boss, der in bes­timmten Abstän­den Mon­ster spaw­nen lässt. Bei einem anderem Boss geht es darum ein beson­ders starkes Mon­ster zu töten oder einen bes­timmten Punkt auf dem Schlacht­feld zu erre­ichen. Das ist jet­zt keine Rev­o­lu­tion, sorgt aber trotz­dem für sehr viel Abwechslung.

Noch etwas Kritik

Wie ihr sehen kön­nt, lohnt sich HOMM:O also für die meis­ten Fans der Serie. Allerd­ings soll­ten die Entwick­ler unbe­d­ingt noch diese lan­gat­mige Phase ent­fer­nen, bei der man ein­fach nur stu­pide Erfahrungspunk­te und Rohstoffe “grindet”. Auch eine Über­sicht, wann man welche Ein­heit­en freis­chal­ten kann wäre wün­schenswert. Und zu guter let­zte noch etwas mehr Abwech­slung bezüglich der täglichen Quests. Opti­maler­weise soll­ten täglich Events stat­tfind­en, die beson­dere Mon­ster­grup­pen spaw­nen lassen oder die Spiel­er vor eine neue Her­aus­forderung stellen. Alles in Allem zählt HOMM:O aber derzeit zu den besten Browser­spie­len auf dem Markt.