Während meine Fre­unde und Kol­le­gen dieses Woch­enende auf der Gamescom rumge­flo­gen sind und dort entsch­ieden haben, ob sie lieber 2 Stun­den bei Evolve, Dead Island 2 oder bei Drag­on Age Inqui­si­tion anste­hen soll­ten, hat­te ich zuhause die Qual der Wahl. Es scheint wohl wieder Hochkon­junk­tur für MMOs zu sein. Denn ich kon­nte mir nicht nur Wild­star zu Gemüte führen, son­dern wurde auch zur Beta von Archeage und zum neusten WoW Addon “War­lords of Draenor” ein­ge­laden. Ihr kön­nt euch sich­er vorstellen, dass ich dieses Woch­enende also wieder mit qua­dratis­chen Augen vor dem Mon­i­tor gesessen habe. Bei all den MMOs fragt man sich natür­lich, welch­es von den dreien einen dieses oder näch­stes Jahr länger­fristig fes­seln wird. Und auch wenn ich derzeit 2 Abo-MMOs gle­ichzeit­ig finanziere (Wild­star + EVE Online), werde ich mir sicher­lich kein drittes pro Monat leis­ten wollen.  Früher oder später muss ich mich entschei­den. Und da ich derzeit sehr zufrieden mit EVE bin, wird es im End­ef­fekt Wild­star sein, das sich gegen seine bei­den Konkur­renten behaupten muss.

Deswe­gen gibts von mir mal einen kurzen Ver­gle­ich der drei MMOs in Sachen Grafik, Quest­ing, Hous­ing, Beson­der­heit­en & Endgame. Das Ganze in 2 einzel­nen Beiträ­gen, da es son­st doch etwas zu viel wird. Ange­fan­gen mit dem offensichtlichsten:

Grafik

Als ich vor eini­gen Monat­en ver­sucht habe einen Horde-Charak­ter hochzus­pie­len, hätte ich fast ins Essen gespuckt. Bei all den Final Fan­tasies, Guild Wars 2, Elder Scrolls Online und Wild­stars merkt man recht deut­lich, dass die Grafik in WoW unglaublich angeschla­gen ist. Das Spiel ist ein­fach nicht mehr hüb­sch. Tex­tur­matsch, schlechte Ani­ma­tio­nen und Effek­te und Mod­elle, die aus geschätzten 15 Poly­go­nen beste­hen. Es wurde bere­its vor einiger Zeit angekündigt, dass zumin­d­est die Charak­tere ein Grafikup­date bekom­men. Aber trotz­dem war ich äußerst skep­tisch, dass ich mich bei diesem alten Grafikgerüst noch wohlfühlen kön­nte, wo doch andere MMOs heutzu­tage viel bess­er ausse­hen. Dann habe ich in War­lords of Draenor das Schat­ten­mond­tal durchge­questet und Bauk­lötze ges­taunt. Far­bge­bung, Leucht­ef­fek­te, Spiel mit Licht und Schat­ten … wie man aus so anges­taubter Tech­nik so viel schönes raus­holen kann, ist mir unbe­grei­flich. World of War­craft ist endlich bild­hüb­sch. Sieht stel­len­weise bess­er aus als Wild­star, besitzt mehr Atmo­sphäre als Guild Wars 2 und läuft dabei flüs­siger als bei­de. Großartig.

WoW-Grafik

Auch wenn viele die comichafte Grafik von Wild­star kri­tisieren, ich finde sie sehr schön und stim­mungsvoll. Es sieht noch stärk­er nach einem Gemälde aus als  Guild Wars 2 und die Land­schaften wirken sehr organ­isch und kreativ. Auch der Detail­re­ich­tum der Rüs­tungs­sets ist gelun­gen. In Sachen Mimik und Gestik der Charak­tere set­zte Wild­star die Lat­te unglaublich hoch. Mir fällt jet­zt spon­tan kaum ein MMO ein (nein, erst recht nicht Star Wars the old repub­lic), in dem Fig­uren so leb­haft wirken, wie in Wild­star. Einzig und alleine die Per­for­mance des Spiels ist recht unterirdisch. Selb­st noch 3 Monate nach Release gibt es starke Schwankun­gen beim Spie­len, sodass sich ger­ade auf schwächeren Sys­te­men stel­len­weise dank niedriger Bil­drate kaum spie­len lässt. Ver­gle­icht man das mit War­lords of Draenor muss ich sagen, dass WoW hier ein­deutig die Nase vorn hat, weil es hüb­sch­er ist und um ein Vielfach­es flüs­siger läuft (auch in der Beta)

Archeage nutzt die Cryengine 3 und ist ehrlich gesagt eine ziem­liche Ent­täuschung in Sachen Grafik. Die Charak­tere sind in Ord­nung, Geg­n­er­mod­elle eben­falls und das Wass­er ist sehr schick. Allerd­ings wirkt die Welt an vie­len Stellen so leb­los, leer und stel­len­weise hässlich, dass manche Land­schaften eher an Karten aus Bat­tle­field 1942 erin­nerten als an ein MMO aus dem Jahre 2014. Punk­ten kön­nen allerd­ings ein­deutig die Charak­teran­i­ma­tio­nen, die Zauber­ef­fek­te und das Wass­er. Trotz­dem haben hier die Land­schafts­de­sign­er richtig gepen­nt. Wenn man weitläu­fige Land­schaften erstellt, ist dage­gen nichts einzuwen­den. Aber dann bitte mit etwas Leben oder zumin­d­est einiger Vegetation.

Questing

Alle 3 Spiele sind The­mepark­spiele. Halt, nein! Das ist falsch. Archeage ist ein Sand­box Spiel. Nur dass man die meiste Zeit damit ver­bringt, Aufträge für Quest­ge­ber zu erfüllen. Und die Haupthand­lung zu ver­fol­gen. Also ist es eigentlich doch ein The­mepark­spiel. Töte 10 hier­von, samm­le 5 davon. Die einzi­gen Ele­mente, die zumin­d­est etwas “sand­box­ig” sind, ist der Haus­bau, die Seefahrt und die Ver­wal­tung seines eige­nen Bauern­hofs. Blöd nur, dass man dafür Abo-Kunde sein muss (Archeage ist eigentlich Free to Play) und sich Gebäude nur an vorge­fer­tigten Orten platzieren lassen. Ich habe das Spiel mit­tler­weile gut 20 Stun­den gespielt und habe eigentlich kein­er­lei Sand­box­er­fahrun­gen gemacht. Mag sein, dass sich das im Endgame noch ändern wird, aber bish­er fühlt es sich so an, wie ein durch­schnit­tlich­es Quest-MMO. Einzig pos­i­tiv her­vorheben kann ich die Tat­sache, dass sich das Spiel trotz Asia-Entwick­ler nicht nach einem Grind­spiel anfühlt — und ver­mut­lich auch keines sein will. Anson­sten gib­st bei den Quests son­st nichts welt­be­we­gen­des hervorzuheben.

archeage-grafik

Anders sieht es bei Wild­star aus. Das Questen dort ist, trotz eines sehr schö­nen Kampf­sys­tems, die rein­ste Katas­tro­phe. Sel­ten hat man weniger als 6 Auf­gaben gle­ichzeit­ig zu erledi­gen. Bei manchen Quests muss man 20–40 Geg­n­er töten oder 20 Minuten lang irgen­deinen Krem­pel ein­sam­meln. Die Präsen­ta­tion der Auftäge ist eher mau. Und man kann wirk­lich keine 3 Meter laufen, ohne dass irgendwelche Kil­lquests auf­plop­pen. Nach meinem ersten Lev­el 50 Charak­ter hat­te ich wirk­lich das Gefühl, dass ich jeden der 4000 Geg­n­er, die die Kon­ti­nente (und Monde) in Wild­star bevölk­ern, min­destens 2 Mal umge­bracht habe. Wieso kann man nicht weniger Quests, dafür umso abwech­slungsre­ich­er und von Hand designt in Spiele ein­fü­gen? Wieso müssen es solche Arbeits­beschaf­fungs­maß­nah­men sein? Auch fällt hier neg­a­tiv auf, dass ab dem frühen mit­tleren Lev­el­bere­ich nur noch ein Weg zum Ziel führt. Man kann nicht wie in anderen MMOs beim Hochspie­len eines zweit­en Charak­ters alter­na­tive Quest­ge­bi­ete auswählen. Nein. Wer einen Charak­ter auf Lev­el 50 hat, der hat bis auf die Start­ge­bi­ete alles bere­its gese­hen. Ich hat­te beim Twinken noch nie so viel Langeweile.

Bei WoW muss ich derzeit auch sagen, dass das Twinken nach dem 3. Charak­ter sehr lang­wierig und lang­weilig ist. Aus diesem Grund hat Bliz­zard ver­mut­lich auch den 50 Euro Charak­ter­boost auf Lev­el 90 ins Leben geführt. Nach 10 Jahren WoW hat man ein­fach keinen Bock mehr, mal ne neue Klasse auszupro­bieren, wenn man mit dieser zuerst durch das Haupt­spiel und dann durch 4 Addons questen muss, um in die begehrten Raids oder zu den neuen Inhal­ten zu kom­men. Das ist zwar irgend­wo ver­ständlich, aber trotz­dem Frage ich mich, wieso nicht ein­fach häu­figer Inhalte in ältere Gebi­ete gepatcht wer­den. Guild Wars 2 ist das Parade­beispiel dafür, wie man älteren Con­tent pflegt. Und dass ein Spiel mit 8 mio Abon­nen­ten teil­weise 1 Jahr lang über­haupt keinen Patch­nach­schub liefert und noch nicht mal in der Scher­ben­welt nach 8 Jahren ein paar Updates ein­führt, ist doch mehr als trau­rig. Immer­hin wird das Questen in Draenor dank Bonusquests, ver­steck­ten Schätzen, sel­te­nen Geg­n­ern, zahlre­ichen Events und vie­len Zwis­chense­quen­zen nicht so schnell langweilig.