Gut 250 Stun­den Spiel­stand besitzen meine 4 Guild Wars 2 Charak­tere. Ich habe eine Ele­men­tar­magierin auf 80 und einen Krieger im 50er Bere­ich. Alle Gebi­ete erkun­det, alleine 50 Stun­den im WvW bzw sPvP ver­bracht und muss sagen: Tolles Spiel, aber ein­fach nix für PvE-Grup­pen­spiel­er. Denn auch wenn Are­nanet eine liebevolle Welt erschaf­fen hat, ger­ade die Drach­en­events imposant in Szene geset­zt sind und die Sto­ry der Welt an allen Eck­en und Enden spür­bar ist, wirkt das Spiel stel­len­weise wie hingerotzt.



Ein Beispiel gefällig?
Was macht der typ­is­che MMORPG Spiel­er, wenn er das Maxlev­el erre­icht hat? Richtig: Seine Aus­rüs­tung verbessern. Da fängts schon an: Ich habe genau 10 Stun­den gebraucht, um meine Aus­rüs­tung auf das best­mögliche Niveau zu brin­gen. behal­ten wir das mal im Hinterkopf.

Jet­zt gibts ja zahlre­iche Dun­geons, die teil­weise auch erst mit 80 freigeschal­ten wer­den. Dun­geons sind in den meis­ten Spie­len: (A)Optisch über­ra­gend in Szene geset­zt, (B)bieten span­nende Bosskämpfe,  ©tolle Beute als Beloh­nung und machen (D) durch nötiges tak­tis­ches Team­work eine Menge Spaß. Guild Wars 2 bietet davon lei­der nichts. 

(A)Die Dun­geons sehen zwar nett aus, aber unter­schei­den sich optisch über­haupt nicht von der Welt außer­halb eines Dungeons. 

(B)Die Bosskämpfe sind sowas von unaus­ge­wogen. Es gibt in ein und densel­ben Dun­geon Bosse bei denen man bei dem kle­in­sten Fehler stirbt und im gle­ichen Dun­geon Boss­geg­n­er, bei denen man nur 2 Mal mit dem Gesicht über die Tas­tatur rollen muss, um sie zu besiegen. Was hier auch noch extrem nervig ist: Die Boss­geg­n­er benutzen recy­clete Mod­elle aus der restlichen Spiel­welt. Wer also hofft inter­es­sant ausse­hende Bosse in Dun­geons zu tre­f­fen, wird in 90% aller Fälle enttäuscht.

©Die Beloh­nung, die in Dun­geons fällt ist genau die Beloh­nung, die auch außer­halb der Wet fällt. Plün­derta­bellen — also Gegen­stände die jed­er Boss mit sich rumträgt, gibt es in Guild Wars 2 nicht. Ich weiß, das hat Are­nanet bere­its im Vor­feld klar gestellt, aber mal ern­sthaft: Ich gehe in Dun­geons um inter­es­sante Geg­n­er zu erledi­gen und/oder fette Beute zu machen. Das sind DIE Moti­va­tions­fak­toren schlechthin. Wieso sollte ich son­st dor­thin reisen? Ach­ja: (D)

(D)Seit jeher ist Tak­tik der Grund weswe­gen man über­mächtige Feinde bezwin­gen kon­nte. Die richtige Auf­stel­lung, Absprache welch­es Ziel man als erstes in die Knie zwin­gen soll, welchen Feind man zwis­chen­zeitlich außer Gefecht set­zen soll, etc. In GW2 läuft das Größ­ten­teils so: Jemand feuert auf die Gruppe und hofft, dass er die näch­sten 2 Sekun­den über­lebt. Der Rest der Gruppe hofft allerd­ings, dass sie von feindlichen Angriffe ver­schont bleiben und feuern eben­falls auf die Geg­n­er­gruppe. Vielle­icht kommt ein Teamkol­lege auf die Idee einen Geg­n­er zu betäuben, merkt dann aber schnell, dass es nichts bringt, weil die Betäubung nur 2 Sekun­den hält und er in derzeit hätte bess­er Schaden austeilen sollen. Vielle­icht kommt ein ander­er Teamkam­er­ad dann auf die Idee ein ver­let­ztes Mit­glied zu heilen, merkt dann aber schnell, dass es nichts bringt, weil die Heilung zu ger­ing ist und er in der Zeit hätte eben­falls bess­er Schaden austeilen sollen. Spätestens jet­zt sind 5 Sekun­den nach Kampf­be­ginn rum. Alle Rollen sich nur noch durch die Gegend, 100 Effek­te auf dem Boden, die Geg­n­er laufen eben­falls wie wild gewor­den durch unsere Gruppe. Nach 6 Sekun­den merkt man, dass man den ersten Schaden bekommt. 0,5 Sekun­den später ist man tot — wohlge­merkt trotz voller Gesund­heit zuvor. Und spätestens nach 10 Sekun­den sind entwed­er alle Spiel­er oder alle Geg­n­er tot.

Ver­ab­schiedet euch also von Zeit­en, in denen man vor schwieri­gen Mob­grup­pen erstein­mal absprechen musste, wie man vorge­hen möchte. Ein­fach draufhauen und beten ist jet­zt die neue Devise…

Im übri­gen besitzt das Spiel natür­lich noch andere Schwächen, die einem erst im späteren Spielver­lauf auffallen:

(1) Die Sto­ry, beson­ders die Präsen­ta­tion wirkt spätestens ab Lev­el 40 zunehmend wie ein schlechter Machin­i­ma Film. Öde Dialoge/Reden, schwache Sprech­er, schlechte musikalis­che Untermalung,lieblose Ani­ma­tio­nen und (große Ent­täuschung!) die Sto­ry bleibt bis auf Klitzk­leine Aus­nah­men immer gle­ich, egal wie sich Spiel­er entsch­ieden haben: Wobei es ab 50 so gut wie keine Entschei­dungsmöglichkeit­en mehr gibt. Mit anderen Worten: Super Vor­lage bis Lev­el 20, danach wirds 08/15.

(2) Grup­pen- / Bosskampfevents: Viel zu ein­fach. Ein­fach die Bosse niederz­er­gen. Aber immer­hin sind solche Events oft ziem­lich imposant.

(3) Endgame­con­tent — jaja, wie war das? Der Endgame­con­tent begin­nt mit Lev­el 2. Sor­ry Leute, aber für Bäuerin Eda Äpfel zu pflück­en, ist kein Con­tent für meinen 80er. Das Erkun­den der Welt macht sicher­lich Spaß, und es hat auch seine Vorteile bere­its mit Lev­el 2 Zugang zum WvW und sPvP zu haben. Aber meine Aus­rüs­tung ist nach weni­gen Stun­den kom­plett. Für optis­chen Schnickschnack gebe ich mir nicht 1 Stunde lang Chaos in den lieblosen Dun­geons. Raids gibts ja keine, auch die imposan­ten Events sind nach dem 5. Mal lang­weilig gewor­den. Was also tun mit 80?

(4) Und genau hier hätte man weit­er Are­nanets Poli­tik fahren kön­nen und gle­ichzeit­ig den 80ern einen Grund zum Spie­len geben kön­nen: Even­tket­ten. Ihr wisst ja, Tyr­ia sollte dynamisch wirken. Bei jedem Ein­loggen sollte die Welt anders ausse­hen, weil NPCs Dör­fer angreifen, Spiel­er beim Angriff oder der Vertei­di­gung helfen. Weil sie neue Events aus­lösen und möglicher­weise durch das Umle­gen eines ein­fachen Schal­ters ein uraltes Bös­es auf die Welt loslassen. Ja, Pustekuchen. Die Even­tket­ten haben keine echt­en Kon­se­quen­zen, außer dass entwed­er Frak­tion A oder Frak­tion B den Ort Y beset­zt hält, bis in ein paar Stun­den doch wieder die angreifende Frak­tion siegt. Auswirkun­gen auf die Welt: Bis auf ein paar weg­fal­l­ende Händler oder Weg­punk­te — keine. Schade drum. Da hat GW2 eine Menge Poten­zial verschenkt.


Aber wie gesagt — das sind jet­zt bloß die Nachteile. Auf die Vorteile wie: Tolles Spiel für Casu­al­spiel­er, tolle Grafik und Atmo­sphäre in der Spiel­welt, großar­tig für Rol­len­spiel­er und Indi­vid­u­al­is­ten, imposante Städte, viel für Ent­deck­er, etc. bin ich ja bere­its in meinen anderen Vorschauen eingegangen:
Einen Zack­en muss ich noch für ANET aus der Kro­ne brechen: Die Qual­ität und Umfang des Con­tents, der hier in kürzester Zeit nachgeschoben wird, ist großar­tig. Das Hal­loween­event let­zte Woche war äußerst nett gemacht und jet­zt ste­ht schon für näch­ste Woche ein größer­er Con­tent Patch an, dessen Vor­boten bere­its jet­zt schon im Spiel zu sehen sind. Deswe­gen: Weit­er so!