Wieso müssen Mobile-Games immer nur so ein gener­ische Mist sein? Wieso wer­den Lizen­zen zu großen Titeln immer der­maßen aus­geschlachtet? Und wieso fällt es mir schw­er Star Wars: Com­man­der in solche Schubladen zu steck­en? Bere­its nach weni­gen Spielminuten fällt auf: Als Star Wars Fan fühlt man sich gle­ich wie zuhause. Die Titelmelodie, die Ein­heit­en und Gebäude, selb­st das met­allis­che Knarzen der AT-ST bei ihren hölz­er­nen Gehbe­we­gun­gen. DAS ist Star Wars. Aber was taugt der Rest des Spieles?

Faires PvP, dank Matchmaking

Wie in vie­len Handy-Strate­giespie­len geht es erst ein­mal darum sich eine Basis aufzubauen. Das Kostet neben Ressourcen vor allem eins: Zeit. Währen Gebäude anfangs noch in weni­gen Sekun­den gebaut sind, wird es bere­its nach ein paar Stun­den Spielzeit mehrere Tage in Anspruch nehmen. Das kann man natür­lich verkürzen — wer hätts gedacht — in dem man Echt­geld investiert. Mit Echt­geld kann man eben­falls die Bauzeit für Ein­heit­en verkürzen und weit­ere Ressourcen dazukaufen, falls die Lager mal leer sind. Wirk­lich Pay2Win wird das Spiel dabei nie. Das liegt beson­ders daran, dass es in Sachen PvP ein Match­mak­ing-Sys­tem und ein Ein­heit­en­lim­it gibt. Das heißt das Spiel sucht sich in etwa gle­ich starke Geg­n­er und man läuft zumin­d­est anfangs kaum Gefahr, dass man ein­fach so von ein­er Über­ma­cht über­ran­nt wird.

Wer aber auf PvP keine Lust hat, der kann trotz­dem mit dem Spiel glück­lich wer­den. Denn es gibt zahlre­iche PvE Mis­sio­nen. Deren Beloh­nun­gen fall­en zwar nicht ganz so üppig aus, dafür erhält man nach ein­er abgeschlosse­nen Kam­pagne (Die aus 10–20 Einzelmis­sio­nen beste­ht) die Chance auf Kristalle (die Pre­mi­um Währung im Spiel) oder beson­deren High-Tech-Ein­heit­en wie den Pro­to­typen eines speziellen Tie-Fight­ers. Lei­der spie­len sich die Mis­sio­nen recht gener­isch. Entwed­er geht es darum etwas zu bauen (z.B. eine Kaserne Rang 4). Seine Basis gegen anrück­ende Geg­n­er zu vertei­di­gen oder eine feindliche Basis zu stür­men. Andere Mis­sion­sziele gibt es lei­der nicht.

Star Wars Commander Screenshot

Schwache Basisverteidigung

Ger­ade von der Basisvertei­di­gung bin ich recht ent­täuscht. Denn diese find­et lediglich durch Vertei­di­gungstürme und Mauern statt. Die eige­nen Trup­pen scheint es nicht zu küm­mern, wenn dreck­ige Rebellen die eigene Basis nieder­bren­nen. Denn aus­ge­bildete Trup­pen marschieren direkt von der Fab­rik oder der Kaserne in die Lan­de­fähren und warten dort darauf zum näch­sten Feind geschickt zu wer­den. Anson­sten sieht man diese nie zu Gesicht. Ist man allerd­ings erst ein­mal beim Feind angekom­men, kann dieser einem sehr wohl seine eige­nen Boden­trup­pen und Vertei­di­gungstürme ent­ge­gen­wer­fen. Voraus­ge­set­zt bei dem Feind han­delt es sich um einen KI Geg­n­er. Wieso die KI in der Lage ist Boden­trup­pen zur Vertei­di­gung abzustellen und der men­schliche Spiel­er nicht, erschließt sich mir nicht ganz.

Eben­so die Tat­sache, dass Trup­pen, die ein mal im Gefecht einge­set­zt wur­den, automa­tisch “ver­braucht” wer­den. Das heißt, selb­st wenn ich eine feindliche Hochburg, ohne einen einzi­gen Stormtroop­er zu ver­lieren, erobere, ver­schwinden alle einge­set­zten Trup­pen nach der Eroberung, als wenn sie gestor­ben wären. Da geht eine Menge tak­tis­che Tiefe flöten. Zwar geht man aus diesem Grund anfangs recht sparsam mit den Trup­pen um, da man nach eini­gen Stun­den Spielzeit eher Zeit- als Ressourcenprob­leme bekommt, wirft man dem Geg­n­er irgend­wann ein­fach alles ent­ge­gen, was man ger­ade hat. Die Trup­pen zu erset­zen ist nie so wirk­lich das Problem.

Solider Angriff mit KI-Macken

Die Kämpfe an sich laufen nach dem Stein-Papi­er-Schere-Prinzip ab. Späher sind effek­tiv gegen Ressourcenge­bäude, Panz­er gegen Geschütztürme, AT-ST gegen Infan­terie, usw. Für jeden Ein­heit­en­typ gibt es einen passenden Geschütz­turm, der diesen Ein­heit­en­typ kon­tern kann. Dazu ist die KI (lei­der) auch so pro­gram­miert, auf bevorzugte Ziele zu gehen. Ein Panz­er z.B. lässt feindliche Infan­terie links liegen und küm­mert sich lieber um geg­ner­ische Geschütztürme. Das ist zwar ein­er­seits recht prak­tisch, da sich die Ein­heit­en dann nicht mit Geg­n­ern aufhal­ten, gegen die sie inef­fek­tiv sind, ander­seits fährt der gle­iche Panz­er dann aber unter Feindbeschuss durch die ganze geg­ner­ische Basis , um sehr lädiert am anderen Ende anzukom­men und dort den Geschütz­turm aufs Korn zu nehmen.

Star Wars Commander Screenshot 2

Free2Play Mechaniken

Bei Free2Play Spie­len stellt man sich natür­lich immer wieder die Frage, wie sehr man zur Kasse gebeten wird. Wie bere­its anfangs erwäh­nt, gibt einem Echt­geld schon einen großen Vorteil. Allerd­ings nicht direkt im Kampf gegen andere Spiel­ern. Man macht stattdessen ein­fach schneller Fortschritte. Gebäude und Trup­pen lassen sich schneller erricht­en, Quests schneller abschließen. Und anstatt nur zwei Gebäude gle­ichzeit­ig zu bauen, kann man sich zusät­zliche Bau­dri­o­den kaufen, die das simul­tane Erricht­en von drei, vier oder fünf Gebäu­den gle­ichzeit­ig erlauben. Ger­ade dieser Luxus kostet allerd­ings auch ganz schön Asche. Für einen solchen Droiden muss man schon um die 4 Euro auf den Tisch leg­en. Für meinen Geschmack etwas zu hoch.

Fazit

Star Wars Com­man­der sieht gut aus und ist, was den Sound und die Kulisse bet­rifft, recht liebevoll gestal­tet. Es leis­tet sich für ein Handys­piel keine groben Schnitzer und besitzt ein rel­a­tiv faires Free 2 Play Mod­ell.  Lei­der ver­schläft es Dis­ney echte Akzente zu set­zen. Spielerisch gese­hen, ist das Spiel nichts Beson­deres. Hätte man hier keine Star Wars Lizenz an der Hand, wäre es wohl irgend­wo in der Masse der mit­telmäßi­gen Strate­giespiele fürs Handy unterge­gan­gen. Aber wer so wie ich, ein­fach nicht die Fin­ger vom SW-Fran­chise machen kann, kann und sollte es ruhig mal ausprobieren.