Heute gibt es mal wieder einen kleinen Erfahrungs­bericht und gle­ichzeit­ig einen Schwank aus mein­er Jugend. Es geht um nichts Gerin­geres als meine Beruf­saus­bil­dung. Die Aus­bil­dung zum Ver­wal­tungs­fachangestell­ten. Warum ich diesen Beitrag schreibe, hat auch einen ganz ein­fach Grund: Ich finde solche Erfahrungs­berichte recht wichtig. Denn ger­ade als Aus­bil­dungssuchen­der ist es sehr schwierig einzuschätzen, ob einem der Job bzw. die Aus­bil­dung liegt, oder nicht. Wenn man Pech hat begin­nt man mit der Aus­bil­dung und muss sie nach 2 Monat­en abbrechen, weil man merkt: “Das wird nix”. Dann hat man meist das Prob­lem, erst­mal wieder ein Jahr auf einen neuen Aus­bil­dungsplatz warten zu müssen.

Vor Beginn mein­er Aus­bil­dung hat­te ich auch ver­sucht, mich über die Aus­bil­dung zu informieren. Aber außer ein paar Angaben über den unge­fähren Ablauf der Aus­bil­dung, habe ich kaum etwas nen­nenswertes gefun­den. Hier und da ein paar kurze Bew­er­tun­gen und mit viel Glück mal einen größeren Erfahrungs­bericht (die auch wirk­lich hil­fre­ich waren). Ich hat­te Gott sei dank noch einen Fre­und, der eben­falls Ver­wal­tungs­fachangestell­ter war und mir ein biss­chen was erzählen kon­nte. Falls ihr dieses Glück nicht haben soll­tet, hil­ft euch vielle­icht mein Bericht weiter.

Natür­lich ist dieser Sub­jek­tiv. Und natür­lich wäre man am besten bedi­ent, wenn man mal ein Prak­tikum machen kön­nte. Aber lei­der sind die Prak­tikum­splätze so begren­zt, dass man sich das in der Regel abschminken kann. Auch kann man ja schlecht ein Prak­tikum als Schüler in der Beruf­ss­chule machen. Die meis­ten von euch, wollen sich aber ohne­hin erst­mal nur einen Überblick über die Aus­bil­dung ver­schaf­fen. Und den erhal­tet ihr jetzt:

Arbeiten in der Verwaltung und bei Behörden

Der Begriff “Ver­wal­tungs­fachangestell­ter” beschreibt eigentlich schon ganz gut, was euch während der Aus­bil­dung und auch danach erwartet. Ihr arbeit­et in ein­er Ver­wal­tung. Euch erwartet kein Action­feuer­w­erk, wenn ihr auf der Arbeit seid. Ihr werdet euren Enkelkindern auch nicht immer atem­ber­aubende Anek­doten aus eurem Beruf­sall­t­ag erzählen kön­nen. Ger­ade als Auszu­bilden­der werdet ihr so häu­fig vor Kopierg­eräten ste­hen, dass ihr prob­lem­los bei “Wet­ten Dass” hät­tet mit­machen kön­nen, um dort mit ver­bun­de­nen Augen am Geräusch des Kopier­ers den Her­steller und das Bau­jahr zu erkennen.

Das hängt allerd­ings nicht immer damit zusam­men, dass ihr eine bil­lige Arbeit­skraft seid oder dass euch euer Aus­bil­dungsleit­er nicht mag, son­dern hat auch juris­tis­che Gründe. Als Ver­wal­tungsangestell­ter arbeit­et man häu­fig in Behör­den. Die beschäfti­gen sich haupt­säch­lich damit den Bürg­ern zu sagen, was diese zu tun und zu lassen haben. Es geht darum Gelder auszuzahlen oder einzutreiben. Es geht auch darum Entschei­dun­gen zu tre­f­fen, die tiefe Ein­schnitte in das Pri­vatleben ander­er haben. Das will man nicht unbe­d­ingt einen Auszu­bilden­den entschei­den zu lassen. Eine Bekan­nte hat während der Aus­bil­dung bei der Polizei gear­beit­et und auf­grund eines kleinen Fehlers beina­he einen Haft­be­fehl gegen einen Unschuldigen erlassen. Und das, weil man ihr auf­grund Per­son­aleng­pässen Auf­gaben über­tra­gen hat, die man ihr als Auszu­bildende nicht hätte über­tra­gen dür­fen. Und genau deshalb sollte man den Auszu­bilden­den zwar die Arbeitsabläufe näher brin­gen, sie solche Arbeit­en aber nicht alleine aus­führen lassen. Stattdessen soll­ten Aus­bilder die Arbeit­en der Azu­bis  über­prüfen und abseg­nen. Genau dafür haben in den Behör­den die meis­ten Angestell­ten allerd­ings keine Zeit oder keine Lust, da sie selb­st genug zu tun haben. Ein großer Nachteil der “Branche”. Und deswe­gen ste­ht man als Azu­bi ruck­zuck am Kopierer.

Ausbildung besser bei Kommunalverwaltung machen

Ich selb­st habe meine Aus­bil­dung bei ein­er Hochschule gemacht. Auch wenn ich den Arbeit­ge­ber an sich toll finde, würde ich trotz­dem dazu rat­en, die Aus­bil­dung zum Ver­wal­tungs­fachangestell­ten (VfA) lieber bei ein­er Kom­mu­nalver­wal­tung (Stadtver­wal­tung, Kreisver­wal­tung, etc.) zu absolvieren. Das hat einen ganz ein­fachen Grund. Denn die Aus­bil­dung zum VfA ist in erster Lin­ie eine juris­tis­che Aus­bil­dung — wer nicht gerne mit Geset­zen arbeit­et, sollte sich also lieber nach etwas anderem umse­hen. Ihr werdet in den drei Jahren Aus­bil­dung viel mit Geset­zen arbeit­en. Pri­va­trecht, Sozial­recht, Ver­wal­tungsrecht, Per­son­al­recht, Kom­mu­nal­recht, Polizeirecht, usw. Das ist auch richtig so, denn die Anwen­dung von Geset­zen wird später mal euer täglich­es Brot werden.

Die Hochschulen (und sich­er auch Aus­bil­dungsstät­ten wie die Polizei, Anwalt­skan­zleien, Min­is­te­rien) haben hier aber einen entschei­den­den Nachteil: Man kann euch dort immer nur Ein­blick in eine begren­zte Anzahl an Rechts­ge­bi­eten geben. Arbeit­et ihr also in ein­er Polizei­di­rek­tion lernt ihr im “Betrieb” sehr viel über Polzei- und Ord­nungsrecht. Eventuell auch über Per­son­al­recht, falls ihr dort auch mal in die Per­son­al­abteilung dürft. Ihr kommt hier allerd­ings nicht mit Sozial­recht oder Kom­mu­nal­recht in Verbindung, weil eine Polizei damit ein­fach kaum etwas am Hut hat. Die Folge davon ist, dass ihr für die anderen Rechts­ge­bi­ete nur das ler­nen kön­nt, was euch die Beruf­ss­chule beib­ringt. Ihr kön­nt bei Klasse­nar­beit­en oder bei der Abschlussprü­fung also nicht aus euren eige­nen Betriebs-Erfahrun­gen schöpfen, son­dern müsst den Schulkram stattdessen auswendig ler­nen. Das kann ger­ade bei abstrak­ten The­men, was Rechts­fäch­er nun mal sind, recht schwierig werden.

In der Hochschule sah das noch düster­er aus. Dort habe ich ein paar Erfahrun­gen im Per­son­al­recht machen kön­nen (Per­son­al­abteilung) und dann war Feier­abend. Die restliche Zeit habe ich mit nor­malen Büroabläufen ver­bracht (Post, Kopier­er, Daten­ver­ar­beitung). An manchen Tagen war ich dann um 11 Uhr mit der Arbeit fer­tig und habe die restliche Zeit mit anderen Din­gen ver­bracht (z.B. Ler­nen). Zu meinem Glück ist sich die Aus­bil­dungsleitung allerd­ings über dieses Prob­lem im Klaren. Denn es ist dort für alle Auszu­bilden­den verpflich­t­end min­destens 6 Monate Gas­taus­bil­dung in ein­er Kom­mu­nalver­wal­tung zu machen. Während der Gas­taus­bil­dung kommt man dann auch mit anderen Rechts­ge­bi­eten in Berührung.

Heikles Thema: Schulunterricht

Wie ich es bere­its ange­sprochen habe, find­et neben der betrieblichen Aus­bil­dung auch Beruf­ss­chu­lun­ter­richt statt. Der war bei mir meist 1–2 Mal die Woche. Die Beruf­ss­chule sorgt dafür, dass alle Auszu­bilden­den auf dem gle­ichen Wis­sen­stand sind (auch wenn ihnen der Betrieb zu einem bes­timmten The­ma nichts beib­rin­gen kann) und die Abschlussprü­fung beste­hen. Dort wer­den u.A. die Fäch­er: Sozial­recht, Pri­va­trecht, Per­son­al­recht, Kom­mu­nal­recht, Polizei- und Ord­nungsrecht, Buch­führung, BWL, VWL, Sozialkunde und Poli­tik und Staat­srecht gelehrt. Es kann aber auch Abwe­ichun­gen geben. Bei uns wurde z.B. noch mit­ten in der Aus­bil­dung das Fach Sport einge­führt. Aber anson­sten ist der Beruf­schu­lun­ter­richt ähn­lich aufge­baut wie der bish­erige Schu­lun­ter­richt auch. Unter­richt von 8–15 Uhr. Klasse­nar­beit­en, Zeug­nisse, Abschlussprü­fung… es gibt noch eine Zwis­chen­prü­fung, die fließt allerd­ings nir­gends mit ein (wed­er in Zeug­nis noch in Abschlussprü­fung) und dient lediglich dazu zu zeigen, ob der Azu­bi den Stoff kann oder nicht.

Der Nachteil der Beruf­ss­chule war allerd­ings, dass viele Lehrer the­men­frende Gebi­ete unter­richt­en mussten. Klar, wer BWL studiert hat, kann das ohne Prob­leme unter­richt­en. Aber ger­ade die ganzen Rechts­ge­bi­ete wur­den in der Beruf­schule von Lehrer unter­richtet, die das Gebi­et wed­er studiert hat­ten, noch irgend­wann mal in dem Gebi­et gear­beit­et hat­ten. Wenn man Glück hat, so wie ich, erwis­cht man engagierte Lehrer, die sich den Stoff durch Prak­ti­ka, eigen­recherche und Fort­bil­dun­gen selb­st beige­bracht haben. Wenn man Pech hat, sitzt da ein ehe­ma­liger Bürokauf­mann oder Wirtschaft­späd­a­goge, der einem im Fach Polizeirecht etwas vom Storch erzählt, weil er selb­st keine Ahnung von der Materie hat. Aber das ist wohl ein sys­tem­a­tis­ches Prob­lem von Berufsschulen.

Lernortkooperation mit dem KSI

Um dieses Prob­lem anzuge­hen und die hohe Durch­fal­lquote in den Abschlussprü­fun­gen ent­ge­gen­zuwirken, wurde bei uns eine Ler­nort­sko­op­er­a­tion einge­führt. Die sorgte dafür, dass wir ab dem zweit­en Aus­bil­dungs­jahr nicht nur in der Beruf­ss­chule unter­richtet wur­den, son­dern auch vom Kom­mu­nalen Stu­di­enin­sti­tut (KSI). Im Unter­richt des KSI hat­ten wir Dozen­ten, die uns zwar meist in den gle­ichen Rechts­fäch­ern unter­richteten wie die Beruf­ss­chule, allerd­ings waren die Dozen­ten (anders als die Lehrer der Schule) direkt vom Fach. Da saß dann also eine Ver­wal­tungs­beamte, die uns Ver­wal­tungsrecht beibrachte. Ein­er der Leit­er des Innen­min­is­teri­um brachte uns Polizeirecht bei. Usw. Die Dozen­ten kon­fron­tierten uns dabei immer wieder mit Auf­gaben, die sie selb­st in ihren Jobs in Ihren Jobs zu bewälti­gen hat­ten. Auch hier wur­den Prü­fun­gen geschrieben, die allerd­ings nicht in die Zeug­nisse ein­flossen. Das KSI war damit eine enorme Hilfe.

Zusammenfassung

Zusam­men­fassend kann mal also sagen, dass die Qual­ität der Aus­bil­dung stark von der Aus­bil­dungsstätte und den Lehrern abhängt.  Je nach­dem wie gut man auch mit der Geset­zessys­tem­atik umge­hen kann, hat man im Laufe der Aus­bil­dung mehr oder weniger Prob­leme. Wer der Recht­san­wen­dung nichts abgewin­nen kann, der sollte auf alle Fälle die Fin­ger von der Aus­bil­dung lassen. Denn der Schwierigkeits­grad der Abschlussprü­fung ist auch für engagierte Auszu­bildende nicht zu unter­schätzen. Dafür sollte man nach der abgeschlosse­nen Aus­bil­dung auch einen Job bekom­men, bei dem man nicht nur stu­pide Büroar­beit erledigt, son­dern auch seine grauen Zellen anstren­gen muss. Das ist bei mir der Fall, bei vie­len anderen aber nicht. Fra­gen rund um die Aus­bil­dung kön­nt ihr natür­lich jed­erzeit in den Kom­mentaren stellen. In einem mein­er näch­sten Beiträ­gen erzäh­le ich euch dann ein klein wenig über meinen Arbeitsalltag.