Mein erster Gedanke war: Braucht die Welt noch einen Abklatsch von Meine Braut, ihr Vater und ich ? Vor allem weil dieser Film selb­st ja schon zig Fort­set­zun­gen, eine Karikatur und schon unzäh­lige Male in ver­schiede­nen Vari­a­tio­nen kopiert wurde. Ein junges Liebe­spaar, ein kon­ser­v­a­tiv­er Vater und das erste Fam­i­lien­woch­enende zusam­men. Natür­lich ver­ste­hen sich Vater und Schwiegersohn in spe über­haupt nicht. Natür­lich geht alles schief und es kommt zum Stre­it. Man ken­nt das Pro­gramm ja eigentlich schon zu Genüge.

Aber “Why Him” hat trotz­dem seine Daseins­berech­ti­gung. Weil er in vie­len Belan­gen bess­er ist als seine Vor­lage. Er ist um ein vielfach­es unter­halt­samer und mod­ern­er. Das liegt beson­ders am Haupt­darsteller James Fran­co bzw. dessen Rolle als Mul­ti­mil­lionär Laird. Ben Stiller hat­te damals näm­lich das Prob­lem, dass er einen Lang­weil­er spie­len musste. Das machte vom Drehbuch her zwar Sinn, da Stillers Tätigkeit als Hebamme — ähm sor­ry, Geburtshelfer — näm­lich ein­er der Haup­tkri­tikpunk­te seines Schwiegervaters war. Die Tat­sache dass Stiller alias Greg Fock­er eher zu den ruhigeren und unin­ter­es­san­teren Zeitgenossen zählte, nahm aber eine Menge Tem­po und Span­nung aus dem Film.

Mit Laird aus Why Him sieht das schon wieder etwas anders aus. Laird ist ein exzen­trisch­er Mul­ti­mil­lionär. Das erste Tre­f­fen zwis­chen ihm und den Eltern sein­er Fre­undin find­et in seinem Anwe­sen, das fast schon einem High-Tech-Palast gle­icht, statt. Er selb­st spielt aber, anders als z.B. Ash­ton Kutch­er in Two and a Half Men keinen halb­wegs boden­ständi­gen Mil­lionär, son­dern hat eine Rolle die eher an den abge­dreht­en Rus­sel Brand erin­nert. Sein Anwe­sen ist trotz High-Tech gle­ichzeit­ig ein Bauern­hof, aus­ges­tat­tet mit zahlre­ichen Phal­lussym­bol­en als Kunst­werke — und aus­gestopften Goril­las mit Maschi­nengewehren. Laird ist zwar ein herzensguter Men­sch, hat aber kein­er­lei Tak­t­ge­fühl und weiß dementsprechend nie, wie man sich angemessen ver­hält. Er schlägt dadurch häu­figer über die Stränge. Macht sein­er zukün­fti­gen Schwiegermut­ter recht ein­deutige, sex­uelle Kom­pli­mente. Oder lässt sich noch vor dem ersten Tre­f­fen das Gesicht seines Schwiegervaters auf die Schul­tern tätowieren.

Inter­es­san­ter­weise ver­dreht das aus Sicht des Zuschauers die Rollen im Ver­gle­ich zum Rol­len­bild in Meine Braut, ihr Vater und ich. Denn im Film mit Ben Stiller hat man ja eher Mitleid mit Greg Fock­er,  der sich den Repres­salien des dom­i­nan­ten Schwiegervaters, dem ehe­ma­li­gen CIA-Agen­ten gespielt von Robert DeNiro, aus­ge­set­zt sieht. Man wartet jede Sekunde darauf, dass Fock­er der Gra­gen platzt. In Why Him ist es eher umgekehrt. Auch wenn Fran­co alias Laird meist nicht absichtlich seinen Schwiegervater reizt, hat man als Kinobe­such­er eher Mitleid mit dem kon­ser­v­a­tiv­en Ned gespielt von Bryan Cranston.

Der Film schafft mein­er Mei­n­ung nach ganz gut den Spa­gat zwis­chen recht der­ben Humor und Niveau. Anders als in irgendwelchen schlecht­en Tee­niekomö­di­en wird es nie niveau­los, obwohl auch in Why Him Sex­u­al­ität eine große Rolle spielt. Auch die Neben­pro­tag­o­nis­ten wie die Fre­undin, die Schwiegermut­ter, den Schwa­ger oder den Hausver­wal­ter haben, anders als in Meine Braut ihr Vater und ich, recht far­ben­fro­he Rollen und sind nicht nur Bei­w­erk. Von daher kann ich den Film abso­lut weiterempfehlen.

Die Meinung meiner Frau (meine Schwiegereltern habe ich nicht gefragt)

Der Film lohnt sich auf jeden Fall. Ich ste­he halt auch total auf diese derbe Art von Humor und bekomme davon auch eigentlich nie zu viel. Außer­dem fand ich die Schaus­piel­er super komisch und die Rollen haben sehr gut zu ihnen gepasst.

Selb­stver­ständlich muss ich nicht erwäh­nen, dass die Charak­tere kom­plett überze­ich­net waren, aber das machte ihren Charme aus.