Ger­alt: Hier in der Mitte
 Die wenig­sten Rollen- und Action­spiele kön­nen ohne sie existieren. Sie treiben die Hand­lung voran, sor­gen dafür, dass sich die Spiel­er mit ihnen iden­ti­fizieren kön­nen und hin­ter­lassen dem Spiel ihre per­sön­liche Note. Gemeint sind die Helden bzw Haupt­pro­tag­o­nis­ten der Videospiele. Ein­er mein­er neuen Liebling­shelden ist Ger­alt von Riva aus dem Spiel bzw. der pol­nis­chen Saga “The Witcher”.
Warum mich ger­ade Ger­alt von Riva und nicht Com­man­der Shep­hard oder Altair faszinieren, ist eigentlich mit einem Wort erk­lärt: Authen­tiz­ität. In Rol­len­spie­len trifft man immer­wieder Entschei­dun­gen, die sich oft in Gut oder Böse gliedern lassen. Ger­ade Bioware forciert dieses Sys­tem schon seit Jahren und hat es mit­tler­weile selb­st in die Welt der MMOs etabliert. Der Knack­punkt an der Sache ist fol­gen­der: Meist wirken viele Entschei­dun­gen gekün­stelt und in ihrer Begrün­dung an den Haaren herbeigezogen. 
Pro­tag­o­nist: “Ich schlachte jet­zt diese Kinder ab”
Inner Stimme: “Äh, wieso?”
Pro­tag­o­nist: “Weil ich böse bin!”
Begrün­dung beendet.
Diese Präsen­ta­tion der Beweg­gründe wirkt bei Spie­len wie Over­lord noch ganz amüsant, aber bei Mass Effect oder Star Wars: The old repub­lic abso­lut lächer­lich. Wer mal ver­sucht hat einen “bösen” Sith zu spie­len, weiß was ich meine. Nun, Ger­alt schlachtet keine Kinder ab. Warum auch? “Böse” sein, heißt in Witch­er, dass ihr die Wache tötet, anstatt an ihr vor­beizuschle­ichen. Dass ihr die ver­fein­dete Magierin ster­ben lasst, anstatt ihr zu helfen. “Böse” sein heißt hier, nicht einen auf Ober­fiesen-50Cent-Gangs­ta zu machen, son­dern schlicht und ergreifend unmoralis­che Entschei­dun­gen zu tre­f­fen. Und das kann Ger­alt ziem­lich glaubwürdig.
Was mich an Ger­alt weit­er fasziniert, ist die Art und Weise wie er sich nach Außen gibt. Auf den ersten Blick sieht er recht abstoßend aus. Also eher die Sorte Typ, die mir oft in Rol­len­spie­len begeg­net und dann meist kurze Zeit später durch mein Schw­ert in kleine Scheiben geschnit­ten zu wer­den, weil sie meine Geliebte ent­führt haben, oder pla­nen das Por­tal zur Hölle zu öff­nen. Aber nach den ersten paar Stun­den merkt man, der Kerl ist sym­pa­thisch und cool. Sieht zwar etwas selt­sam aus, aber tut nur so, als würde ihm alles am Arsch vor­beige­hen. Selb­st die roman­tis­chen Szenen wirken nicht aufge­set­zt, son­dern zählen mein­er Mei­n­ung nach zu den Höhep­unk­ten im Spiel.
Ger­alt wirkt wie ein har­ter Brock­en, inmit­ten ein­er feindlichen Welt. Das gesamte Spiel dreht sich eigentlich nur um Ver­schwörun­gen, Massen­mor­den und Poli­tik in Zeit­en eines bevorste­hen­den Krieges. Aber ihn inter­essiert das nicht die Bohne. Er kämpft allerd­ings auch nicht für per­sön­liche Macht und Reich­tum. Son­dern für seine Fre­unde. Das aber nicht auf der Walt Dis­ney-kitschi­gen Art, son­dern auf eine Art die das Bild des harten Brock­en beste­hen lässt. Und das ist eine ganz große Leistung.