Aufklärung statt Ausgrenzung?

Letztes Jahr hatte ich ja bereits über die tollen Stammtisch-Kommentare auf dem Facebookauftritt unserer Lokalzeitung berichtet. Und wie ich auch damals geschrieben hatte, konnte und kann ich solche Aussagen nicht unkommentiert stehen lassen. Die Folge davon war, dass ich mittlerweile gut 30 Beiträge auf der Facebook-Seite verfasst habe und mich in den letzten Monaten häufig mit linken, mit rechten oder auch unpolitischen Personen über deren recht einfaches und größtenteils gefährliches Weltbild unterhalten habe.

Da ich allerdings nicht zu den üblichen Diskussionspartnern gehöre, die unüberlegte Meinungen von oben herab, beleidigend oder abwertend kommentieren, hatte mich letzte Woche die Wormser Zeitung zu einem Interview geladen, um über meine Ansichten und meine Motivationen zu sprechen. Das Interview mit der WZ könnt ihr euch hier online anschauen. Da macht man sich natürlich Gedanken, was gefragt werden könnte und besonders, was einem wichtig ist zu sagen.

Mein Kodex in Sachen Extremismus

Gerade im Kampf gegen Rechtsextreme/Rechtspopulisten hört man ja oft, dass man diese bekämpfen müsse, weil sie falsch handeln.  Von Hass getrieben und gefährlich. Würde man einen PEGIDA-Anhänger fragen, würde dieser sagen, dass man gegen Islamisten kämpfe müssen. Weil diese falsch handeln, von Hass getrieben und gefährlich sind. Und ein anderer eher rechtsorientierter Bürger würde erklären, dass selbiges für Linksextreme/Linkspopulisten zutrifft.

Und wenn ich mir dann die Leute anschaue, die z.B. gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen oder auch die Politiker, die PEGIDA/Islamisten/Linksextreme verurteilen, dann frage ich mich, ob das jetzt alles war. Was nützt es mir mich mit einem Banner auf dem „Nazis raus“ steht, vor eine rechte Stammkneipe zu stellen? Was nützt es mir, einem Radikalen einen Stein an den Schädel zu werfen? Oder was nützt es, wenn ich mich als Bundeskanzlerin ins Fernsehe stelle und betone wie scheiße ich doch Rechtspopulismus finde?

Meine Meinung ist: Eigentlich nichts. „Ich war ja lange Zeit Unterstützer der PEGIDA. Aber jetzt wo sogar unsere eigene Bundeskanzlerin sagt, wie gefährlich das alles ist, hab ich mich etwas über Asylpolitik und den Islam informiert und erkannt, dass das alles Schwachsinn war, woran ich geglaubt habe“. So ein Zitat wird man wohl von keinem hören. Und ganz ehrlich: Nur damit ich mir dann auf die Schulter klopfen kann, weil ich bei einer Demo gegen Vorurteile mitgemacht habe, bin ich noch lange kein Problemlöser.

Denn durch Ausgrenzung von radikalen Meinungen und vorurteilsvollen Menschen löse ich keine Probleme. Diese Menschen verschwinden ja nicht, wenn sie merken, dass sie nicht gut bei anderen ankommen. Die sind trotzdem nach wie vor in Deutschland. Ein Teil von unserer Gesellschaft. Und ein Problem. Und das löst sich leider weder mit Steinen noch mit irgendwelche Parolen, die ich ihnen an den Kopf werfe. Deswegen bin ich schon seit Jahren dafür Menschen mit extremen, falschen Ansichten wieder in die Gesellschaft zu integrieren, anstatt sie auszugrenzen und anschließend zu ignorieren. Getreu dem Motto der Organisation Exit oder dem Film „Leroy räumt auf“. Mein Ziel ist es Extremismus zu bekämpfen, in dem ich sie von ihren extremen Ansichten wegbringe.

Dieser Beitrag ist der der Blogparade „Blogs gegen Hass“, initiiert von Sarah Maria.


Kommentare

12 Antworten zu „Aufklärung statt Ausgrenzung?“

  1. Danke! 🙂

    „Mein Ziel ist es Extremismus zu bekämpfen, in dem ich sie von ihren extremen Ansichten wegbringe.“

    Das finde ich ein tolles Ziel! Und wenn es gelingt –> umso besser. 🙂 Ich habe da jedoch zum Teil eine etwas andere Erfahrung zu dem Thema: Ich denke zwar auch, dass es keinen Sinn macht, so zu tun, als wären extreme Gedanken nicht vorhanden, indem man sie mundtot macht. Allerdings denke ich eben auch, dass die Neigung zum Extremismus, sprich die Bereitschaft extreme hasserfüllte Gedanken zu glauben und nachzueifern, auch eine psychische Disposition ist – nicht nur eine politische. Daher bin ich auch der Ansicht, dass man bestimmten Parolen keine Bühne/ Beachtungen bieten sollte, um die Verbreitung einzudämmen.

    Der Mensch filtert. Er filtert sich Informationen so zurecht, dass sie zu dem passen, was er gerne glauben möchten. Und umso mehr dieser Hass-Informationen im Umlauf sind, umso mehr Menschen finden sich, die bereit sind sie zu glauben. Für nicht wenige Menschen werden Informationen umso wahrer, umso öfter sie wiederholt wurden.

    Daher bin ich schon der Ansicht, dass Demos und öffentliche Bekundungen gegen Rechts und für Toleranz wichtig sind – sie nehmen Platz ein, Zeit und Lautstärke. Sie stellen andere Informationen bereit und setzen ein klares Zeichen dagegen. Gegen Hass.

    Auch daher muss ich, um ehrlich zu sein, immer schwer schlucken, wenn irgendwo „PEGIDA/Islamisten/Linksextreme“ unreflektiert in einen Topf geschmissen werden. Als linksextrem gilt ja z.B. in vielen Kreisen bereits Gregor Gysi. 😉 Und ihm nun eine ähnlich unreflektierte Hass-Dispostion, wie radikalen Islamisten oder auch weiten Teilen der PEGIDA’lis zu unterstellen, finde ich durchaus weit hergeholt. Völlig egal, was man nun von ihm hält oder nicht hält – ist er sicher kein Fanatiker, sondern ein Politiker. Mit solchen Verallgemeinerungen spielt man meiner Meinung nach denen in die Hände, die gerne linke politische Positionen diffamieren, um ein tolerantes Gegengewicht in der politischen Landschaft wegzustreichen.

    Aber das ist meine persönlich Ansicht! 😉 Ich finde es super, dass du bei meiner Blogparade mitgemacht hast. Und vor allem, dass du offenbar jemand bist, der Ruhe bewahren kann. 😉 Das ist etwas, was ich in den letzten Tagen echt lernen musste – angesichts einiger Kommentare, die ich unter meinem Demoaufruf in meinem Blog bekommen habe. Das ist mir nicht immer leicht gefallen, vor allem auch deswegen, weil ich das Gefälle zwischen: Sie wissen zu 100% wer ich bin und ihren anonymen Kommentaren als durchaus bedrohlich wahrgenommen habe.

    Liebe Grüße zu dir,
    Sarah

    1. Ich denke auch, dass jemand, dessen Leben oder Beweggründe nur aus Hass bestehen, ein psyschiches Problem hat. Die Vebreitung seiner Thesen hast du heutzutage ja so oder so. Er brauch sich nur bei Facebook anzumelden, in irgendwelchen Foren rumtreiben oder eine Demo anzumelden. Ich denke nicht, dass man drumrum kommen wird, den Leuten eine Bühne zu bieten.

      Dass Gysi in die Linksextremisten Ecke geschoben wird, habe ich auch schon oft mitbekommen. Erst vor einigen Tagen hatte ich einen Artikel gelesen, in dem man behauptet hatte, dass Linksextremisten viel harmloser seien als Rechtsextremisten. Als Beispiel nannte man Die Linke.
      Da frag ich mich manchmal echt, was manche unter Linksextremismus verstehen.

      Bloß weil ich mich für eine Umverteilung von Vermögen einsetze, bin ich noch lange kein Linksextremist. Ein Linksextremist ist jemand, der genauso hassgetrieben ist, wie das bei Rechtsextremisten der Fall ist. Nur hasst dieser keine Ausländer oder andersfarbige, sondern die Vermögenden, den Staat und etlich Andersdenkende.

  2. Toller Beitrag, Super Einstellung. Wenn doch nur mehrere so denken würden.

  3. Klasse Beitrag,
    Ich sehe es ganz genau wie Du, Parolen zu schreien und Banner zu schwenken, hat noch nie etwas verändert. Mutter Theresa hat sinngemäß mal gesagt: „Ladet mich nicht zu einer Antikriegsdemonstartion an, da werde ich nicht kommen. Wenn ihr eine Friedensdemo veranstalten wollt, komme ich gerne.“ Sie hat das Prinzip erkannt, dass wir mit Anti Hass Parolen den Hass nur schüren.
    Wir kommen sicherlich wesentlich weiter, wenn wir den Menschen, ganz gleich welchen Standes sie sind, auf wertschätzende Art und Weise begegnen.
    Ein Obdachloser freut sich auch mal über ein freundliches Wort und en Lächeln wie unser Nachbar oder Kollege oder unser Chef.
    Dein Ziel kann ich nur unterstützen.
    Herzlichen Dank
    Frank

    1. Danke auch dir für deine Zustimmung 🙂

  4. Ich bin voll deiner Meinung. Schön geschrieben.
    Ich finde es Toll das du dich dafür so einsetzt. Mach weiter so!
    Gruß

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