Seit 01.01.2015 und damit rechtzeit­ig vor der Geburt unser­er Tochter,leben wir in eine größeren Woh­nung. Fast dop­pelt so viele Zim­mer, fast dop­pelt so große Wohn­fläche. Noch zen­traler, noch schön­er. Zwar etwas lauter, aber das nehmen wir gerne in Kauf, wenn man sich die ganzen Vorteile betra­chtet. Min­destens so inter­es­sant war allerd­ings auch die Suche nach der geeigneten Woh­nung. Ger­ade wenn man im “Niedrig­preis­seg­ment” sucht, bekommt man wirk­lich aben­teuer­liche Immo­bilien präsen­tiert und lernt sehr dubiose Men­schen kennen.

Ruinen wie in Skyrim

Der Klas­sik­er unter den Immo­bilien sind sicher­lich die baufäl­li­gen Ruinen. Der­er haben wir gle­ich drei präsen­tiert bekom­men. Bei zweien davon hätte es sog­ar einen Nach­lass gegeben, wenn die Ren­ovierung vom neuen Mieter (uns) durchge­führt wor­den wäre. Bei 500€ War­m­mi­ete hät­ten wir so zwei Monatsmi­eten (1000 €) sparen kön­nen, wenn wir die Ren­ovierung selb­st durchge­führt hät­ten. Den Gedanken hat­ten wir allerd­ings spätestens dann ver­wor­fen, als wir vor Ort erkan­nt hat­ten, dass die Woh­nun­gen noch so baufäl­lig waren, dass es selb­st schwierig gewor­den wäre, über­haupt einen Grun­driss zu erken­nen. Wände waren ein­geris­sen, Kabel hin­gen von der Decke, Fließen waren gesprun­gen. Es war ein Wun­der, dass die Führung nicht mit ein­er Helmpflicht durchge­führt wer­den musste. Immer­hin war der Hausver­wal­ter ehrlich und hat uns im Vor­feld über den Zus­tand informiert.

Anders sah es da bei der drit­ten Ruine aus, die wir uns ange­se­hen haben. Diese befand sich in einem ungepflegten, schat­ti­gen Hin­ter­hof. Es befan­den sich in der Woh­nung zwar keine ein­geris­se­nen Wände, dafür waren manche Räume nicht bege­hbar, weil sie schlicht und ergreifend zugemüllt waren. Es sah dort aus, wie in ein­er Mes­si-Woh­nung. Irgend­wann lief ich in der Woh­nung auf nack­tem Beton. Als ich den Hausver­wal­ter fragte, wo der Boden geblieben ist, erk­lärte mir dieser, dass die Vormi­eterin den Tep­pich­bo­den raus­riss, weil dieser von ihrem Hund zu sehr vollgeschissen wurde. Auf meine Frage, ob der Boden noch vor unserem Einzug gemacht wer­den würde, kam nur ein zöger­lich­es: “Da reden Sie am besten noch mal mit der Ver­mi­eterin darüber”. Ich bin echt kein ordentlich­er Men­sch, aber was uns dort für eine zugemüllte Woh­nung präsen­tierte wurde, war nicht nur pein­lich, son­dern auch schlicht und ergreifend unver­schämt. Als wir dann der Vemieterin erk­lärten, dass wir diese Woh­nung defin­i­tiv nicht nehmen, war sie ganz fas­sun­g­los. “Ich habe echt gedacht, Ihnen würde die Woh­nung gefall­en”. Ich meine WTF?! da drin würde ich nicht mal ster­ben wollen.

Wieso soll ich als Mieter den Makler zahlen?

Auch lern­ten wir während unser­er zahlre­ichen Führun­gen eine ganz beson­dere Spezies Men­sch ken­nen: Immo­bilien­mak­ler. Wir haben zwar auch einen fre­undlichen Mak­ler und eine nette Auszu­bildende ken­nen­gel­ernt, aber der typ­is­che Mr. “Schmal­zlocke” Wichtig — ich quas­se­le die Inter­essen­ten ein­fach zu und tu so, als wäre ich ihr bester Bud­dy, war auch dabei. Auf solche Spe­ichel­leck­er kann ich wirk­lich gerne verzicht­en. Und wenn ich dann bedenke, dass ich diese hätte bis zum 01.01.2015 sog­ar noch für ihr unser­iös­es und manip­u­la­tives Rumgeschleime bezahlen müsste, dann bin ich über die Geset­zesän­derung heil froh.

Let­z­tendlich waren die meis­ten Woh­nun­gen aber ein­fach von der Größe oder der Lage her unpassend. 40 Kar­tons, große Möbel und anschließend 4 Jahre lang den Kinder­wa­gen in den 5. Stock hochschlep­pen, ist halt nicht so toll. Genau so wenig die Dachschrä­gen, die dafür gesorgt hät­ten, dass wir 80% unser­er Möbel wegschmeißen gemusst hät­ten, weil diese schlicht zu hoch gewe­sen wären.

Im Gespräch mit vie­len Ver­mi­etern wurde allerd­ings auch schnell klar, dass diese bere­its vor der ersten Besich­ti­gung ihre Mieter selek­tieren. Wer arbeit­s­los ist oder Aus­län­der hat schon mal schlechte Karten. Ich als unbe­fris­teter Angestell­ter im öffentlichen Dienst, der Deutsch­er ist und eine christliche Beziehung führt, hätte nach manchen Führun­gen sofort den Zuschlag erhal­ten. Eben auf­grund dieser Oberflächlichkeiten.

Aber auch wir haben auch schon vor der ersten Besich­ti­gung Absagen erhal­ten, weil der Ver­mi­eter keine Kinder im Haus möchte. Let­z­tendlich kön­nen wir aber froh sein. Denn ich denke nicht, dass wir es bess­er hät­ten tre­f­fen können.