Wie die meis­ten anderen Inter­essen­ten kon­nte ich in den ver­gan­genen 7 Tagen in die Beta von Bat­tle­field 1 rein­schnup­pern. Und ähn­lich wie schon bei Star Wars Bat­tle­front (3) liefert DICE ein solides Pro­dukt ab, das gemessen an der restlichen Bat­tle­field Serie aber eher unter­wälti­gend ist. Beileibe kein wirk­lich schlecht­es Spiel, aber trotz­dem bish­er (Beta) ein großer Rückschritt.

Das große Ganze: Gut gelungen

Dabei hat das Spiel manche Dinge wirk­lich gut und richtig gemacht. Ange­fan­gen mit einem nicht-aus­ge­lutscht­en Set­ting, welch­es sog­ar WW1-Skep­tik­er wie mich überzeu­gen kon­nte. Über den gelun­gen Bal­anc­ingkniff mit den Behe­moths (Zep­pelin / Panz­erzug) die immer dann zur Hil­fe eilen, wenn ein Team ger­ade am Ver­lieren ist und damit die Schlacht noch ein­mal wen­den kön­nen. Und auch grafisch macht dem Spiel nie­mand so schnell was vor.

Battlefield-1-Titelbild

An den Kleinigkeiten gescheitert

Die “großen Ideen”, die DICE hier umge­set­zt hat, sind wirk­lich gelun­gen. Allerd­ings scheit­ert DICE an den vie­len Kleinigkeit­en, die in der Summe den Spielspaß stark trüben. Das fängt schon — wie für Bat­tle­field üblich — mit dem grot­ten­schlecht­en Map­bal­anc­ing an. Wieder ein­mal ist das Gewin­nerteam ohne Prob­leme in der Lage, die Ver­lier­er in ihrer eige­nen Basis einzukesseln. Viele Flaggen­punk­te sind zu Fuß nur schw­er zu erre­ichen. Mit großer Wahrschein­lichkeit ist man nach dem Spawn 30–45 Sekun­den zur Flagge unter­wegs und ste­ht dabei für alle Geg­n­er fast ohne Deck­ung wie auf dem Präsentierteller.

Durchwachsenes Fahrzeugbalancing

Fahrzeuge — und seien es nur die Pferde — sind auf der Map im Laufe der Partei häu­fig Man­gel­ware, sodass man auch wirk­lich oft gezwun­gen ist, zu Fuß zu den Flaggen zu marschieren. Läuft man von den zen­tralen Flaggen aus los, ist das auch kein Prob­lem. Es gibt hier über­all Deck­ung und es ist immer was los. Startet man aber zu Fuß aus der eige­nen Basis oder von der südlichen Flagge aus, zieht sich der Marsch ewig hin.

Das Fahrzeug­bal­anc­ing ist bish­er auch nur rel­a­tiv durchwach­sen gelun­gen. Ich freue mich darüber, dass nach zig Jahren Bat­tle­field die schw­eren Panz­er endlich mal wieder eine Bedro­hung und kein gefun­denes Fressen für Infan­ter­is­ten sind. In Bat­tle­field 2–4 haben die Infan­ter­is­ten dank C4 oder Panz­er­fäusten meist nach weni­gen sekun­den kurzen Prozess mit jedem Panz­er gemacht. Man war iro­nis­cher­weise sicher­er, wenn man nicht in einen Panz­er eingestiegen ist.

Battlefield-1-zerstörte Landschaft

Bat­tle­field 1 dreht den Spieß jet­zt um. Blöder­weise befind­en wir uns jet­zt im anderen Extrem. Ger­ade die vollbe­set­zten Panz­er kön­nen ohne große Mühe ganze Brigaden aus­löschen. Schwach­punk­te sind fast keine mehr vorhan­den. Da reicht nach Run­de­nende nur ein Blick in die Punk­tetabelle, um erken­nen zu kön­nen, wer hier im Panz­er unter­wegs war und wer nicht. Es gibt zwar sta­tionäre Panz­er­ab­wehrkanonen und ‑granat­en, aber die hin­ter­lassen häu­fig nur ein paar Kratzer. Ger­ade von den sta­tionären Kanonen bin ich schw­er ent­täuscht. Diese besitzen nicht nur einen sehr begren­zten Aktion­ra­dius und machen wenig Schaden, son­dern haben darüber hin­aus noch extrem lange Nach­ladezeit­en. Meis­tens wurde man vom Panz­er oder einen Scharf­schützen weggeschossen, bevor die Nach­ladean­i­ma­tion vor­bei war. Es gibt im Spiel noch ein Anti-Panz­ergewehr, das halb­wegs zu gebrauchen ist, das hand­habt sich allerd­ings wie ein Scharf­schützengewehr und kann auf­grund der begren­zten Schusszahl einen Panz­er auch nur sel­ten aufhal­ten. Hier hätte man lieber das Antipanz­er-Snipergewehr ganz weglassen sollen und stattdessen die sta­tionären Geschütze buf­fen sollen.

Kom­plett anders sieht es bei der Luftab­wehr aus.  Die Kugeln der sta­tionären Flu­gab­wehrkanonen besitzen einen mas­siv­en Explo­sion­sra­dius. So reicht es wenn man nur unge­fähr in die Rich­tung der Flieger feuert. Gle­ichzeit­ig machen diese so hohen Schaden und besitzen eine so hohe Feuer­rate, dass ich nach 30 Sekun­den den gesamten Him­mel von Feind­fliegern (4 Stück) gesäu­bert hat­te. Das ist dann auch wieder etwas zu viel des guten.

Schlechtes Infanterie-Balancing

Am Bit­ter­sten ist für mich allerd­ings das Bal­anc­ing der Infan­teriewaf­fen: Im Spiel gibt es 4 Kampf-Klassen, wovon eigentlich fast nur der Assault und der Sniper gespielt wer­den. Entwed­er möchte ich auf nahe oder mit­tlere Ent­fer­nung meine Geg­n­er erschießen, dann spiele ich Assault. Oder ich möchte sie aus der Ferne bekämpfen, dann spiele ich den Sniper. Die (Beta) Waf­fen der Medics und der Sup­port­er sind lei­der viel zu unge­nau und / oder machen ver­gle­ich­sweise zu wenig Schaden.

Auch war die Entschei­dung von DICE, dass es keine Tick­ets mehr zurück­gibt, wenn man einen Kam­er­aden wieder­belebt, hochgr­a­dig schwachsin­nig. Das hat den Medic zusät­zlich beschnit­ten. Antipanz­er­waf­fen kön­nen übri­gens alle Klassen aus­rüsten. Und Muni­tion für die eigene Haupt­waffe ist sel­ten Man­gel­ware. Da der Sup­port­er immer­hin Spreng­fall­en leg­en kann, ist er zumin­d­est im Rush-Modus halb­wegs zu gebrauchen. Aber selb­st da wird er starke Prob­leme mit dem Über­schuss an Scharf­schützen haben.

Gut, aber nicht gut genug

Bal­anc­ing war noch nie die große Strärke von Bat­tle­field. Trotz­dem hat Bat­tle­field 1 dies­bezüglich einen neuen Tief­punkt erre­icht. Als Bat­tle­field Vet­er­an stören mich nach rund 10 Spiel­stun­den schon so viele Sachen, dass ich mir das Spiel dieses Mal sich­er nicht zum Release holen werde. Bat­tle­field 1 ist wirk­lich kein schlecht­es Spiel. Aber trotz­dem warte ich bei diesem Teil lieber die ersten Patch­es ab, bevor ich zugreife.