Jurafuchs

Lohnt sich die App Jurafuchs fürs Jurastudium?

Spätestens seit meinem Latein-Leistungskurs habe ich Karteikarten hassen gelernt. Ich bin niemand, der gerne Dinge auswendig lernt. Egal ob es sich um einzelne Vokabeln oder um ganze Sätze handelt. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass diese Voraussetzung für ein Jurastudium eher nicht so von Vorteil ist. Der Spruch „Man muss nicht alles wissen, sondern nur wissen wo es steht“, ist fürs Jurastudium genauso Quatsch wie für die meisten anderen Bildungsgänge. Denn einerseits bleibt in der Klausuren in der Regel keinerlei Zeit um mal schnell was im Gesetz nachzuschlagen, andererseits steht im Gesetz auch nur ein Bruchteil von dem, was für die Klausurlösungen benötigt wird. Im Gesetz kann ich zwar nachlesen, dass ich für den Vertragsschluss zwei übereinstimmende Willenserklärungen benötige, aber nicht, was eine Willenserklärung eigentlich ist. Also muss man sich gerade die Definitionen meistens selbst einbläuen. Und da ich wie oben geschrieben nur wenig Gefallen an Karteikarten finde, hat sich die App „Jurafuchs“ nahezu angeboten.

Fälle statt Karteikarten

Statt wie andere Jura Apps einfach nur eine Sammlung aus Karteikarten anzubieten, verwendet die App meist kurze Beispielfälle, die es über Multiple Choice Aufgaben oder Lückentexte zu lösen gilt. Die Fälle sind dabei meist auf eine einzige Problemstellung fixiert (Ist der Vertrag zustande gekommen, obwohl A noch nicht geschäftsfähig ist?, Hat B Anspruch auf Schadensersatz obwohl D den Schaden nicht zu vertreten hat?) sodass die Lösung meist nur durch kurzes Überlegen anstatt der Erarbeitung eines großen Prüfungsschemas möglich ist. Dabei liefert einem die App auch direkt immer die richtige Lösung mit Erläuterungen. Wer bei der Aufgabe Schwierigkeiten hat oder für wen die Lösung nicht ganz nachvollziehbar ist, kann direkt in der Aufgabe eine Frage an die Community stellen. Dadurch ist es dann auch nicht mehr notwendig eine aufwendige Recherche im Internet durchzuführen, wenn man Verständnisprobleme bei der Falllösung hat. Die Fälle an sich bestehen meist nur aus 4-5 Sätzen und sind meist sehr klar formuliert und aufs Wesentliche reduziert.

Bestenlisten, Rechtsprechung

Als weiteres Feature verfügt die App auch über Bestenlisten, die man entweder alleine oder innerhalb einer Gruppe (z.B. die Jurafuchs Gruppe der Fernuni Hagen) angehen kann. Es gibt Bestenlisten für die größte Anzahl an richtigen Antworten (was etwas witzlos ist, da es für falsche keinen Punktabzug gibt), für Streaks und für Reputation (hilfreiche Communitymitglieder). Darüber hinaus verfügt die App auch über sehr viel Fälle mit teilweise aktueller Rechtsprechung, über eigene Podcasts und die Möglichkeit sich „Playlists“ mit Fällen zu erstellen.

Welche Rechtsgebiete sind in Jurafuchs enthalten?

Leider sind noch! nicht alle Rechtsgebiete in Jurafuchs enthalten. Derzeit (20.01.2023) beschränkt sich die App auf folgende (Teil-)Rechtsgebiete:

Zivilrecht

  • BGB Allgemeiner Teil
  • Schuldrecht Allgemeiner Teil
  • Kaufrecht
  • Werkrecht
  • Mietrecht
  • Sonstige Vertragliche Schuldverhältnisse
  • Geschäftsführung ohne Auftrag
  • Bereicherungsrecht
  • Deliktsrecht
  • Schadensrecht
  • Sachenrecht
  • Kreditsicherungsrecht
  • Zivilprozessrecht
  • Handelsrecht
  • Gesellschaftsrecht
  • Erbrecht
  • Familienrecht
  • Arbeitsrecht
  • Internationales Privatrecht

Strafrecht

  • Strafrecht Allgemeiner Teil
  • Strafrecht Vermögensdelikte
  • Strafrecht Personendelikte
  • Nebenstrafrecht
  • Strafprozessrecht

Öffentliches Recht

  • Grundrechte
  • Staatsorganisationsrecht
  • Verfassungsprozessrecht
  • Europarecht
  • Verwaltungsrecht Allgemeiner Teil
  • VwGO
  • Polizei- und Ordnungsrecht
  • Baurecht
  • Kommunalrecht
  • Staatshaftungsrecht
  • Völkerrecht

Darüber hinaus gibt es auch vorgefertigte Klausuren für die Anwaltsklausuren.

Es sind also nicht alle Themen enthalten. Für mein aktuelles Modul in Internationalem Zivilprozessrecht gibt es z.B. keine Aufgaben. Die meisten größeren (Teil-)Rechtsgebiete sind aber enthalten.

Fazit: Lohnt sich die App fürs Studium

Die Frage ist, ob sich die App, die mittlerweile immerhin 12,99 Euro pro Monat kostet, für die Klausurvorbereitung im Jurastudium lohnt.

Aus meiner Sicht lohnt sich die App in soweit, als dass sie als Ergänzung für die Bearbeitung von Übungsklausuren und das Durcharbeiten von Lehrbüchern zu sehen ist. Die Grundlagen können mit der App prima gefestigt werden. Auch dann, wenn man nur mal Abends in der Badewanne 15 Minuten lernt. Die gesamte Klausurvorbereitung nur auf die App zu stützen, wird jedoch nicht möglich sein. Von daher ist die App am ehesten für Leute wie mich interessant. Wer lieber Lehrbücher liest und / oder größere Fälle für die Vorbereitung der Klausuren löst, der sollte sein Geld daher eher in Bücher oder Skripte investieren.


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