Ich war nie der große Har­ry Pot­ter-Fan und werde von mein­er Frau regelmäßig als Muggel beschimpft, wenn mir wieder mal nicht ein­fällt, wie der Zauber zum Schlossknack­en heißt.

Nichts­destotrotz fand ich diese soge­nan­nte “Wiz­ard­ing World” immer sehr inter­es­sant, sodass ich mir nach dem Kon­sum zahlre­ich­er Pre­view-Videos auf Youtube Hog­warts Lega­cy für die PS 5 gekauft hatte.

Nach gut 25 Spiel­stun­den möchte ich euch ein kleines Zwis­chen­faz­it zum Spiel geben. Dabei werde ich euch zunächst über die ersten 10 Stun­den bericht­en, die sich meines Eracht­ens gravierend von den restlichen 25 Stun­den unterscheiden.

Die ersten 10 Stunden

Denn die ersten 10 Stun­den im Spiel waren wirk­lich großar­tig. Nach einem halb­wegs gelun­gen Tuto­r­i­al kommt man nach etwa 45 Minuten endlich in Hog­warts an. Anfangs wird man noch stark an die Hand genom­men, besucht die ersten Unter­richtsstun­den, lernt seine Klassenkam­eradin­nen und ‑kam­er­aden ken­nen und erweit­ert kon­tinuier­lich das eigene Zauber­arse­nal. Dabei sind die Zauber nicht nur irgendwelche Fähigkeit­en, die man aus­löst, um die Geg­n­er schnell ins Jen­seits zu befördern, son­dern dienen auch zum Lösen zahlre­ich­er Rät­sel, die  über­all in der Welt (wenn auch zu offen­sichtlich) verteilt sind. Alleine im Schloss Hog­warts kann man gut und gerne 8–10 Stun­den ver­brin­gen, um mit seinen neu erlern­ten Zaubern die zahlre­ichen Geheimnisse zu lüften und Rät­sel zu lösen. Als Beloh­nung gibt es neben etwas Gold ins­beson­dere neue Aus­rüs­tung und kos­metis­che Items.

Sofern man sich nicht im Schloss ver­liert (oder ver­läuft) führen die Quests auch Recht schnell in die einzig größere Stadt in Hog­warts Lega­cy — Hogsmeade. Auch hier gibt es ein paar Kleinigkeit­en zu ent­deck­en, einiges an neuer Aus­rüs­tung, Handw­erks­ge­gen­stän­den, Besen und Rezepten zu kaufen und neue Leute ken­nen­zuler­nen. Bis zu diesem Punkt ist das Spiel wirk­lich her­vor­ra­gend und unglaublich Abwech­slungsre­ich, weil es wirk­lich an jed­er Ecke etwas neues zu Ent­deck­en gibt und unglaublich viele liebevolle Details in und um Schloss Hog­warts verteilt sind.

Die nachfolgenden Stunden

Im Anschluss an den gelun­genen Auf­takt nimmt dieses Ent­deck­er-Gefühl allerd­ings rapi­de ab. Denn auch wenn sich das Team von Avalanche-Soft­ware super viel Mühe bei der Gestal­tung des Schloss­es und auch Hogsmeade gegeben hat, wirkt die restliche Spiel­welt lei­der mehr hingeklatscht und eher nach ein­er über die Karte ver­streute Samm­lung von 120 Arbeits­beschaf­fungs­maß­nah­men als nach einem Aben­teuer. So sind in der Spiel­welt dutzende Rät­sel Mer­lins verteilt, durch deren Lösung sich das eigene Aus­rüs­tungs-Inven­tar erweit­ern lässt.

Lei­der laufen diese immer nach den gle­ichen Schema­ta ab: Entwed­er muss ich irgen­det­was in der Umge­bung zer­stören bzw. in Brand steck­en, oder ich muss eine oder mehrere in der Umge­bung befind­lichen Kugeln mit “wingardi­um leviosa” (Ha! von wegen Muggel) auf eine Plat­tform ziehen oder Blöcke in die richtige Rich­tung drehen. Dadurch hat man nach spätestens 6 Rät­sel Mer­lins das Gefühl, bere­its alles gese­hen zu haben. Darüber hin­aus erfordert die Lösung der Rät­sel auch nicht ansatzweise Hirn­schmalz oder Kreativ­ität. Diese Rät­sel sind also meilen­weit von den Rät­sel-Dun­geons in Zel­da: Breath of the wild entfernt.

Map Hogwarts Legacy

Und so sieht die Map aus…

Darüber hin­aus gibt es neben den Rät­seln auch noch dutzende auf der Karte markierte andere Auf­gaben wie “Fliege durch 5 Luft­bal­lons” (span­nend…), “Laufe in eine Höh­le um dort nach dem Lösen eines weit­eren 08/15 Rät­sels eine Schatztruhe zu plün­dern (das ken­nen wir schon zu Genüge)” oder “Zer­störe das Lager mit 08/15 Geg­n­ern” (Assassin’s Creed lässt grüßen). Eine kom­plette Über­sicht all dieser “abwech­slungsre­ichen” Auf­gaben find­et ihr unter: https://mapgenie.io/hogwarts-legacy/maps/world. Inhaltlich holen mich diese Auf­gaben über­haupt nicht ab. Noch Schlim­mer wird diese Anspruch­slosig- und Ein­tönigkeit dadurch, dass es gefühlt nur 7 Geg­n­er­typen gibt und auch die Land­schaft wenig bis gar keine Abwech­slung bietet.

Was dann übri­gen bleibt, ist zumin­d­est die Sto­ry und ein halb­wegs gelun­ge­nes Kampf­sys­tem. Let­z­tendlich kann bei­des aber nicht drüber hin­wegtäuschen, dass einzig das Schloss und seine nähere Umge­bung (“Innen hui”) sehr liebevoll und abwech­slungsre­ich gestal­tet wur­den und die restliche Welt (“Außen pfui”) eher als Ali­bi dient, damit man das Spiel als Open World RPG beze­ich­nen kann.