Diablo Höllentor

Setzt den Spielen ein gut erreichbares Ende!

Auf dem PTR von Diablo 4 wurde in den letzten Tagen wieder heiß diskutiert. Wie einige von euch mitbekommen haben, führt Diablo 4 ein umfangreiches Crafting-System ein, mit dessen Hilfe man sich seine Wunschausrüstung selbst erschaffen, modifizieren und verstärken kann.

Schneller Ans Ziel oder angezogene Handbremse?

Das bedeutet, dass man wesentlich weniger auf Zufallsfunde angewiesen ist, die mit etwas Glück bereits nach ein paar Spielstunden auftreten oder auf die man mit etwas Pech selbst nach 200 Stunden noch wartet.

Genügend Ressourcen vorausgesetzt konnte man auf dem PTR also mit relativ überschaubarem Zeitaufwand gute Ausrüstung herstellen. Um die Spielerschaft aber etwas auszubremsen, hatte Blizzard eine Mechanik ins Spiel gebaut, die man sonst nur aus Asia-Games kennt: Die Herstellung hatte eine gewisse Chance fehlzuschlagen. Die Ressourcen sind dann futsch und das gewünschte Ergebnis ist auch nicht erreicht.

Glücklicherweise hat Blizzard diese Fehlversuche mittlerweile aus der Mechanik entfernt, sodass die Herstellung immer erfolgreich ist. Natürlich gibts nun wieder die ersten, die sich darüber beschweren, dass man dadurch viel zu schnell an bessere Ausrüstung komme und bereits nach ein paar Wochen nichts mehr zu tun habe, weil man ja schon alles erreicht hätte. Mal davon abgesehen, dass es auch ohne das Fehlschlag-System nicht möglich sein wird, in Diablo 4 seinen Charakter innerhalb von zwei Wochen zu perfektionieren, kann ich dieses „man hat viel zu schnell sein Ziel erreicht“ in der heutigen Zeit immer weniger nachvollziehen.

Bloß keine Ubisoftformel

Ich breche mittlerweile einen großen Teil meiner gespielten Spiele ab, weil ich das Gefühl habe, selbst in 100 Stunden meine Ziele nicht erreichen zu können. Und das häufig nicht, weil die Spiele so extrem umfangreich sind, sondern weil Inhalte vollkommen absichtlich, durch langwierige repetitive Aufgaben künstlich in die Länge gezogen werden. Spiele sind mittlerweile durchtränkt mit Inhalten, die spielerisch keinen besonderen Mehrwert bieten und eher Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gleichen. Selbst reine Singelplayerspiele sind aktuell mit irgendwelchen hirnlosaufgaben wie das Sammeln von Collectibles übersät. Ich hab darauf keine Lust, aber es frustriert mich auch, wenn ich diese Aufgaben ignoriere, weil ich dann das Gefühl habe, das Spiel nicht vollständig durchgespielt zu haben und vielleicht doch irgendwas zu verpassen.

Ich finde, Spiele sollten so langsam mal wieder den Mut haben, etwas zu sein, dass man auch mal ein zwei Wochenenden durchspielen kann. Natürlich besteht die Gefahr, dass man das Interesse am Spiel verliert, wenn man all seine Ziele erreicht hat und es „nichts mehr zu tun gibt“. Wenn das Spiel aber dafür sorgt, dass ich ohnehin nicht mit einem überschaubaren Zeitaufwand in der Lage bin, meine Ziele zu erreichen, verliere ich wesentlich schneller das Interesse. Von daher liebe Studios, habt Mut euren Spielen ein erreichbares Ende zu setzen.


Kommentare

2 Antworten zu „Setzt den Spielen ein gut erreichbares Ende!“

  1. Schöner Artikel! Ich spiele auch seit einigen Jahren aus genau dem Grund kaum noch AAA und schon gar keine MMOs mehr. Da ist mir die Zeit einfach zu schade und ich spiele lieber ein paar schöne Indies in der Zeit. Die schaffe ich dann auch wirklich durch und vielleicht spiele ich die sogar noch ein zweites Mal ^^

    1. Ich glaube mittlerweile liegt der Anteil meiner Indies auch fast bei 50%. Das ist für mich oft auch eine Kostenfrage. Ich habe keine Lust mehr 70 Euro für ein AAA auszugeben, wenn ich teilweise für 20-30 Euro mit einem Indietitel wesentlich mehr Spaß habe 🙂

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