Der Fall Snow­den zeigte wiedere­in­mal, wie leicht es heutzu­tage ist, inner­halb kürzester Zeit mil­lio­nen von Dat­en zu sam­meln. Sys­tem­a­tisch Men­schen zu durch­leucht­en, ob gefährlich oder nicht und dadurch fast jede Form von Pri­vatssphäre zu Grabe zu tra­gen. Alles natür­lich im Namen der Demokratie und Frei­heit, wovon natür­lich nicht mehr viel übrig ist, sobald es darum geht in Mails, Tele­fonat­en oder anderem elek­tro­n­is­chen Verkehr Mei­n­un­gen zu vertreten, die nicht gewün­scht sind. Oder es darum geht, Exeku­tive, Judika­tive und Leg­isla­tive auszuhe­beln, in dem man ein­fach eine Schat­ten­regierung, Schat­ten­gerichte und andere Schat­ten­gremien ein­führt, die munter ihre eige­nen Regeln machen. Regeln von denen die Bürg­er gar nichts wis­sen und hin­ter­her irgend­wann Kaf­ka-like auf der Anklage­bank sitzen.
 
Man kann noch von Glück sprechen, dass Überwachungssys­teme solchen Aus­maßes erst heutzu­tage in Deutsch­land ange­wandt wer­den und nicht schon vor gut 70 Jahren zur Ver­fü­gung standen, son­st hät­ten Leute wie Ahmadined­schad ein Prob­lem weniger, da ver­mut­lich nie­mand mehr da gewe­sen wäre, um Israel zu gründen.
 
Auch unsere Regierung (und da zäh­le ich nicht nur Merkel+Minister son­dern generell viele Abge­ord­nete dazu) hält sich brav raus. Schließlich prof­i­tiert man ja auch davon, den ein oder anderen Anschlag vere­it­elt zu haben, in dem man andere Staat­en bei ihren “Pro­jek­ten” freie Hand lässt. Oder ver­mut­lich mit Pro­gram­men wie Xkeyscore selb­st noch fleißig mitmacht.

Was Batman mit der NSA zu tun hat

Sich über jegliche Moral, Legal­ität und Staat­sprinzip­i­en hin­wegzuset­zen, um die bösen Jungs zu fan­gen und die guten zu schützen, wurde inter­es­san­ter Weise auch im 2008 erschienen Film Bat­man: The Dark Knight the­ma­tisiert. Dort entwick­elte Wayne Enter­pris­es ein Sys­tem mit dessen Hil­fe man jedes Mobil­tele­fon anzapfen kon­nte, welch­es Bruce Wayne alias Bat­man nutzte, um den Jok­er aufzus­püren, indem er in der ganzen Stadt die Tele­fone anzapfte. Er war sich über das moralisch frag­würdi­ge Vorge­hen bewusst und über­gab die Ver­ant­wor­tung über das Abschal­ten des Sys­tems an den Leit­er sein­er Fir­ma weit­er — der im Film als streng-moralis­che Instanz agiert. Das bedeutet, der­jenige der das Sys­tem nutzt, hat im Film eine Insti­tu­tion über sich, die moralisch han­delt und dabei nach stren­gen, langfristi­gen, “ver­fas­sungstreuen” Prinzip­i­en vorgeht.
 
Natür­lich gibt es zwis­chen dem gezeigten im Film und dem heuti­gen Falle große Unter­schiede. Zum einen machen staatliche Organ­i­sa­tio­nen, die neben der Totalüberwachung in ihrer Freizeit noch Men­schen foltern oder Beweise fälschen, nicht den Ein­druck moralisch oder ver­fas­sungstreu zu agieren. Weswe­gen es natür­lich keine beson­ders gute Idee ist, genau denen sowohl den Steck­er als auch den Hebel in die Hand zu drück­en (Bat­man hat schließlich die Ver­ant­wor­tung abgegeben). Zum anderen hat Bat­man einen großen Vorteil. Er jagt nur einen Irren. Und keine 100.000. Weltweit. Von denen täglich 200 dazu kommen.
 
Die nerd-philosophis­che Frage ist hier: Hätte Bat­man dieses Sys­tem auch dann ein­gerichtet, wenn er wüsste, dass es über Jahrzehnte beste­hen müsste, um alle Ter­ror­is­ten zu fangen?
 

Die nächste Baustelle: Die Gefahr Google Glass

Als hät­ten wir mit Mail, Daten­bank und Tele­fonüberwachung nicht schon genug Prob­leme, ste­ht schon der näch­ste Krisen­herd an: Google Glass. Wis­senschaftlich bzw. tech­nisch gese­hen dur­chaus ein inter­es­santes Pro­jekt, ist es gesellschaftlich gese­hen eine absolute Katas­tro­phe. Ein Kam­era ver­baut in ein­er unschein­baren, sportlichen Brille, die alles aufn­immt, was vor der Nase des Trägers aufn­immt. Legal. Für den Pri­vat­ge­brauch vor­erst natür­lich recht unge­fährlich. Ich meine, ob ich durch eine Stadt laufe und mit der Kamera/Camcorder meinen Urlaub doku­men­tiere oder mit ein­er Brille, spielt doch keine Rolle.
 
Allerd­ings gibts hier eben­falls wesentlich Unterschiede:
- Den ganzen Tag mit dem Corder mit sich rum zuschlep­pen ist umständlich. Die Brille hinge­gen bequem
- Cam­corder sind alt­modisch. Die Brille kön­nte bei tech­nik-affinen Per­so­n­en allerd­ings ein riesen Erfolg werden.
- Durch die Tech­nik-Affinität wird es wohl nicht lange Dauern bis das aufgenommene automa­tisch über WLAN / LTE auf irgendwelche Serv­er hochge­laden wird
- Oder schlim­mer noch: Live übertragen
- Als Pas­sant bekommt man davon natür­lich nichts mit, da die Brille zu unschein­bar ist
Und laufen dann erst­mal 10 Per­so­n­en mit Google Glass durch eine Fußgänger­zone und wird das ganze ins Inter­net über­tra­gen, kann man prob­lem­los die gesamte Fußgänger­zone überwachen. Von den USA aus, oder Rus­s­land. Oder vom Rech­n­er in der gle­ichen Stadt. Da kann man dann schön sehen, welche Kol­le­gen blau gemacht haben, welche Nach­barskinder wieder beim Klauen in der Drogerie erwis­cht wur­den oder wer Abends wieder zuviel über den Durst getrunk­en hat. Oh, Har­ry Müller hat wie­der­mal vor dem Bor­dell geparkt. So so…

Was ich daraus lerne

Auch wenn ich eher nicht zur Ziel­gruppe gehöre, die gerne Rohrbomben baut, werde ich zukün­ftig Schritt für Schritt den Sys­te­men wie Google, Drop­box, etc. den Rück­en kehren und auf europäis­che bzw. speziell ver­schlüs­selte Alter­na­tiv­en umsteigen. Das ganze werde ich dann in ein­er Rei­he hier auf dem Blog the­ma­tisieren und die Alter­na­tiv­en ausprobieren.