Diejeni­gen unter euch, die seit Jahren von Ket­ten­briefen, Bet­teleien oder Rechts- und Link­sex­tremen Pro­pa­gan­daar­tikeln auf Face­book gen­ervt sind, ken­nen sicher­lich die Seite mimikama.at. Die Seite hat es sich näm­lich zur Auf­gabe gemacht, diese ganzen “Das ist so unglaublich, darüber müssen wir uns jet­zt in den sozialen Medi­en das Maul zerreißen”-Artikel zu durch­leucht­en. Meist reichen dafür ein paar Minuten Recherche um zu zeigen, dass der Artikel erstunken und erlogen ist und nur dazu dient einen Shit­storm auszulösen. Bei mimika­ma han­delt es sich deswe­gen eigentlich um Leute, die eben nicht wie die Lem­minge der Masse hin­ter­her­ren­nen, son­dern stattdessen ihren Kopf ein­schal­ten und ver­suchen mit logis­chem Denken und aller­lei Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen die Wahrheit ans Licht zu brin­gen. Und das auf sach­liche Art und Weise.

Eigentlich… Denn neulich haben die Jungs und Mädels von der Seite einen Aufruf veröf­fentlicht, der lei­der nicht durch Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen oder Recherche gedeckt wird. Der auch bei weit­em nicht sach­lich ist. Stattdessen han­delte es sich eher um einen abso­lut emo­tionalen und unre­flek­tierten Aufruf, den man auch genau so gut in diesen ganzen Aluhut-Panikmache-Ver­schwörungs-Shit­storm-Seit­en hätte find­en können.

Den Artikel find­et ihr natür­lich auch auf der Seite von mimikama.at: “Nein zu Kinder­fo­tos auf Facebook”

Die TL;DR-Version ist folgende:
Mimika­ma kri­tisiert Eltern die Fotos von ihren Kindern in soziale Net­ze oder What­sapp hochladen. Als Begrün­dung nen­nen sie die Tat­sache, dass es rechtlich sowie ethisch beden­klich ist. Da Eltern keine Rechte am Bild ihrer Kinder hät­ten. Und sich im Inter­net hun­derte Pädophile find­en, die die Bilder der Kinder fremder Leute als Vor­lage für sex­uelle Fan­tasien ver­wen­den und sich sog­ar schon Face­book­grup­pen gebildet haben, in denen die Fotos der Kinder zu genau diesem Zweck aus­ge­tauscht wer­den. Das ganze wird dann noch gar­niert mit Bildern von 5–12 jähri­gen, die in teil­weise sex­uellen Posen und Unter­wäsche vor der Kam­era posieren.

Mimikama Kinderfotos

Mein Kom­men­tar (das ihr auch auf FB find­en kön­nt) zu diesem Artikel:

“Mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Sowohl “ethisch” als auch “rechtlich”. Per­sön­lichkeit­srechte wer­den von kleineren Kindern von den Sorge­berechtigten wahrgenom­men. Wäre ja noch schön­er, wenn die KiTa ein­fach Bilder vom eige­nen Kind veröf­fentlichen dürfte, weil die 4 Jährige etwas auf eine Ein­ver­ständ­nis­erk­lärung gekrakelt hat, was man annäh­ernd als Unter­schrift inter­pretieren könnte.

Logis­cher­weise muss ich dann als Sorge­berechtigter ein Neuge­borenes auch nicht erst um Erlaub­nis bit­ten, wenn ich mir sein Foto auf ein T‑Shirt druck­en lassen möchte oder die Handy-Bilder im Kol­legium rumzeigen möchte.

Da kön­nt ihr genau so argu­men­tieren, dass man erst ein­mal die Zus­tim­mung des Babies bräuchte, bevor man es taufen lässt, ihm nicht-veg­ane oder nichtkoschere Pro­duk­te zum Essen vorset­zt. Das sollen doch die Eltern selb­st entschei­den. Es mag dem ein oder anderen zwar etwas anmaßend vorkom­men, wenn Eltern in die Per­sön­lichkeit­srechte ihrer Kinder ein­greifen, ich halte es allerd­ings für noch anmaßen­der, den Eltern vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben.

Was die Bilder in eurem Artikel bet­rifft muss ich allerd­ings sagen, dass ich den Ver­gle­ich rel­a­tiv unpassend finde. Zum einen sind auf dem ersten Foto Kinder in recht aufreizen­der Klei­dung und/oder sex­uellen Posen zu sehen. Die meis­ten Kinder­bilder auf Face­book sind allerd­ings bei weit­em nicht so über­trieben, wie es hier dargestellt wird. Was das zweite Bild in eurem Artikel bet­rifft, sind dort ein­deutig Jugendliche und keine Kleinkinder abge­bildet. Ist zwar nur eine Mut­maßung, aber ich gehe stark davon aus, dass diese Bilder ganz sich­er nicht von den Eltern hochge­laden wur­den, son­dern von den Jugendlichen selbst.

An eur­er Argu­men­ta­tion “Fotos bitte nur fürs Fotoal­bum anzufer­ti­gen” sieht man recht deut­lich, dass ihr den falschen anprangert. Denn euch geht es nicht darum, die Per­sön­lichkeit­srechte des Kindes zu wahren. Die sind näm­lich auch dann betrof­fen, wenn ich “nur” fürs Fotoal­bum fotografiere! Euch geht es eher darum, dass man über die Vebre­itung in den sozialen Medi­en gar keine Kon­trolle mehr über die Bilder hat. Aber das ist doch eine ganz andere Baustelle…”

Und genau zu diesem Kom­men­tar ste­he ich immer­noch. Mit­tler­weile wurde der Artikel auf der Seite von Mimikama.at etwas entschärft, sodass darauf hingewiesen wird, dass man doch wenig­stens die Pri­vatssphäree­in­stel­lun­gen auf Facebook&Co. entsprechend anpassen soll. Das holt den Aufruf wenig­stens ein biss­chen auf die sach­liche Ebene zurück.

Nichts desto trotz nehmen derzeit Kon­sumkri­tik­er und Aktivis­ten immer mehr zu. Egal ob es sich um Flüchtlings­geg­n­er /-befür­worter, um Veg­an­er oder eben ÜBEREl­tern han­delt. Da meinen viele halt, sie hät­ten die Weisheit mit Löf­feln gefressen. Da sollen sie auch ruhig meinen, solange sie ihren Stand­punkt sach­lich präsen­tieren bzw. argu­men­tieren kön­nen. Aber mit Zynis­mus, Sarkas­mus, Übertrei­bun­gen, Spott oder son­sti­gen Respek­t­losigkeit­en ist hier nie­man­dem geholfen. Das zeigt ein­fach nur, dass man gar kein Inter­esse daran hat, die Welt zu verbessern, son­dern nur daran anderen zu sagen, was sie doch für dumme Arschlöch­er sind.