Threads Hate

Wieso Threads den gleichen großen Fehler wie twitter macht

Anfang des Jahres bin ich dem Netzwerk „Threads“ beigetreten, das – simpel ausgedrückt – soetwas wie das Twitter von Instagram sein soll. Auch wenn die dahinterliegende Servertechnologie eine grundsätzlich andere ist, so ist es im Grunde genommen eine textbasierte Social-Media-Plattform.

Nachdem ich zu Beginn zahlreiche Erfolge dahingehend verbuchen konnte, auf Threads sehr viele neue Leute gerade im Gaming- / Streaming-Bereich kennengelernt zu haben und damit meine Bubble gewaltig vergößern konnte, hat sich bereits schon nach wenigen Monaten eine große Ernüchterung breit gemacht.

Welche Beiträge sind gut für den Alogorithmus?

Spätestens bei einer genaueren Analyse der eigenen Beiträge sowie der „For you“ Seite – also dem Feed, der vom Threads-Algorithmus für einen zusammengestellt wird, stellt man schnell fest, dass Threads besonders den Beiträgen eine hohe Reichweite verschafft, die besonders emotionalisieren und dadurch häufiger geliked, geteilt und Kommentiert werden.

Und wer schon eine Weile im Internet unterwegs ist, weiß genau welche Emotion hier im Netz besonders häufig hervorgerufen werden: Wut.

Es sind also nicht die traurigen, die lustigen oder die interessanten Beiträge, die vom Netzwerk millionenfach gepusht werden, sondern die Beiträge, die Menschen haufenweise auf die Palme bringen. Das macht etwas mit mir als Leser und auch mit mir als Verfasser der Beiträge.

Was macht das mit mir als Leser?

Wenn ich in wenigen Minuten dutzende Beiträge lesen muss, bei denen sich Leute über irgendwas auskotzen, ihre besonders radikalen Ansichten zur Schau stellen oder bewusst provozieren wollen, dann bekomm ich als Leser schnell schlechte Laune. Ich habe häufig nach wenigen Minuten die App geschlossen, weil ich festgestellt habe, dass sich mein Gemütszustand nach nur wenigen Beiträgen verschlechtert hat. Und das geht vermutlich vielen so, wenn man sich anschaut, wie sehr sich die Leute in den Kommentaren unter den einzelnen Beiträgen an die Gurgel gehen.

Was macht das mit mir als Verfasser?

Jetzt könnte man einfach sagen: Dann sollen die Leute eben aufhören, so nerviges Zeug zu posten und stattdessen irgendetwas Informatives schreiben oder etwas, was gute Laune verbreitet. Gerade auch weil viele vermutlich selbst feststellen, dass diese Toxizität auf Threads nicht wirklich Spaß macht.

Da macht einem Threads aber einen Strich durch die Rechnung. Denn was auch keinen Spaß macht, ist Selbstgespräche zu führen, weil der Algorithmus die eigenen Beiträge nur an eine Hand voll Leute ausspielt. Im Endeffekt werden Beiträge abseits dieser Ragebaits kaum gezeigt, kaum kommentiert, kaum geliked, kaum geteilt. Ich kann also entweder einen sachlichen Aufriss zur Migrationsdebatte posten, der von 20 Leuten gelesen wird oder ich schreibe einfach „Macht die Grenzen dicht und lasst das ganze Gesocks draußen“ und habe innerhalb von 24 Stunden mehrere tausend Aufrufe, dutzende (wütende) aber auch zustimmende Kommentare und hunderte Likes. Und da ist für viele die Rechnung relativ einfach.

Und das führt dann auf lange Sicht dazu, dass sich Threads in die gleiche Richtung bewegt wie es schon Twitter / X getan hat. Mit einer Community deren Diskussionskultur so vergiftet ist, dass man beim öffnen der Apps nur noch mit Hass und Shitstorms überflutet wird. Darauf kann ich verzichten.


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