Community wo bist du?

Es wird schwieriger sich als Content-Creator zu behaupten

Vor einigen Wochen hatte ich euch bereits darüber berichtet, wie ich mit dem Streamen begonnen habe und wie ich meine Social Media-Präsenz ausgebaut habe. Nachdem ich nun zwei Monate lang Content für verschiedene Plattformen erstellt habe, ziehe ich ein erstes Zwischenfazit:

Es ist bei weitem nicht mehr so einfach, wie noch vor 10 Jahren.

Vor langer, langer Zeit…

Im Jahr 2011 habe ich hier mit dem Bloggen begonnen. Es haben sich unglaublich schnell neue, thematisch ähnliche Blogs gefunden. Man ist nach kurzer Zeit in Kontakt gekommen und hat regelmäßig die jeweils anderen Artikel kommentiert und gelesen. Man hatte damals auch komplett ohne Social Media wie Facebook, Instagram oder Wer kennt wen in wenigen Wochen eine Bubble aufgebaut und eine Art Blognachbarschaft entwickelt. Das war wirklich eine schöne Zeit, da es als Bloggerin bzw. als Blogger kinderleicht war neue Kontakte zu knüpfen.

Nach etwa 3 Jahren regelmäßigen Bloggens hatte ich dann meine ersten Gehversuche auf Youtube gemacht und auf dem Blog darüber berichtet. Und auch wenn meine ersten Gehversuche im Bereich Videocontent unglaublich holprig waren, so ist man auch auf Youtube sehr schnell mit anderen Menschen ins Gespräch gekommen. Videos wurden geklickt, geschaut und (viel wichtiger) kommentiert. Ich habe damals wirklich teilweise den größten Blödsinn unkommentiert (also nur reines Gameplay) hochgeladen und trotzdem haufenweise Reaktionen darauf erhalten.

Die aktuelle Situation

Heute lade ich auf Youtube dutzende (auch redaktionelle) Videos und mehrere Shorts hoch und die Videos haben lediglich eine sehr geringe Reichweite und keinerlei Kommentare. Am ehesten Funktionieren da noch die Shorts und die Minecraft-Letsplays mit meiner Tochter, die auch auf Youtube-Kids veröffentlicht werden. Beide haben zumindest dreistellige Aufrufe und mehrere Likes während viele andere Videos bei 10-50 Aufrufen rumdümpeln.

Auch auf anderen Social Media Plattformen sieht es etwas schwierig aus. Facebook ist tot. Und zwar sowas von. Ich hatte mich ja schon „privat“ von Facebook fast komplett zurückgezogen. Die Phinphins.de-Fanseite ist aber weiterhin online. Was man Facebook wirklich lassen muss: Die Analysetools sind wirklich hilfreich. Durch die konnte ich nämlich feststellen, dass jeder geteilte Beitrag auf Facebook von knapp 60 Followern im Schnitt gerade einmal vier Personen erreicht und nur in den aller wenigsten Fällen überhaupt zu Interaktionen führt. Auch hier sind die Zeiten großer Interaktion leider schon seit Jahren vorbei. Gefühlt verlagert sich auch immer mehr der Gaming-Community auf andere Plattformen, sodass ich in absehbarer Zeit wohl keine neuen Follower auf Facebook erhalten werde.  Deswegen werde ich meinen Facebook-Auftritt wohl oder übel in den kommenden Wochen komplett einstellen.

Auf Instagram sind die Leute durchaus ebenfalls interaktionsfauler geworden. Was mir dort aber wesentlich leichter fällt: Über die Suche mit Hashtags neue Leute finden. Auch macht das Posten von Reels und Fotos und das Durchscrollen der Timeline wesentlich mehr Spaß als auf Facebook. Insgesamt bin ich mit Instagram sehr zufrieden.

Tiktok hatte ich mir komplett anders vorgestellt. Ich hatte zwar nicht erwartet, dass Gaminginhalte dort durch die Decke gehen, aber gefühlt hat die Plattform dort einen starken Fokus auf Beiträge, die einen schon nach wenigen Sekunden emotionalisieren. Andernfalls gewinnt man auch dort keinen Blumentopf. Was ich dort aber zumindest besser finde als bei Youtube: Das eigene Video wird auch dann, wenn man noch gar keine Follower hat nach dem Upload zunächst einmal 200-500 Leuten der eigenen Zielgruppe gezeigt. Gibt es unter diesen 200-500 Leuten dann genügen Interaktionen, wird des Video im nächsten Schritt einer immer breiteren Öffentlichkeit gezeigt. Dies hat zumindest gegenüber Youtube den Vorteil, dass das Video nicht sofort in der Versenkung verschwindet, wenn man neu auf der Plattform ist und noch keine Community aufgebaut hat. Aber wie gesagt: Schafft man es durch das Video nicht in den ersten 10 Sekunden Gefühle auszulösen, ist das Video für die Tonne.

Zu meinen Positivbeispielen gehören aber definitiv das Fediverse und Twitch. Denn selbst in meinen besten Blogging-Zeiten habe ich nicht in so kurzer Zeit soviele nette Leute gefunden, mit denen ich mich regelmäßig im Fediverse und in meinem Twitch-Stream austausche. Solltet also auch ihr neu in der „Content-Creation“ sein, dann würde ich euch zunächst diese beiden Kanäle empfehlen.

 

 

 


Kommentare

11 Antworten zu „Es wird schwieriger sich als Content-Creator zu behaupten“

  1. „Solltet also auch ihr neu in der “Content-Creation” sein, dann würde ich euch zunächst diese beiden Kanäle empfehlen.“

    Und was ist mit bloggen? Wie stehst du aktuell dazu?

    1. Das kommt drauf an, was man machen möchte. Wenn man sich tatsächlich eine Community aufbauen möchte, dann kann Bloggen als Ergänzung sehr sinnvoll sein. Denn die ganzen anderen schriftlichen Plattformen haben den Nachteil, dass ich aufgrund der begrenzten Zeichenzahl niemals einen Testbericht oder ähnliches dort veröffentlichen könnte. Das geht nur hier auf dem Blog.

      Aber Bloggen an sich reicht heutzutage leider nicht mehr aus, um sich ein Netzwerk aufzubauen. Weil fast alle, die den Blog besuchen, nur ein oder zwei Artikel lesen, nicht kommentieren und dann nie wieder kommen. Da nützt es mir dann auch nichts, dass jeden Monat rund 700 Leute meinen Blog besuchen.

      1. „Denn die ganzen anderen schriftlichen Plattformen haben den Nachteil, dass ich aufgrund der begrenzten Zeichenzahl niemals einen Testbericht oder ähnliches dort veröffentlichen könnte.“

        Ist „schriftlich“ überhaupt noch Zeitgemäß? Ich höre immer wieder davon das die Aufmerksamkeitsspanne viele Menschen immer kürzer werden. Du meinst das man sich auf einem Blog mit einem längeren Zeit richtig austoben kann, aber werden lange Texte überhaupt noch von irgend einer Art Masse (von Menschen) gelesen oder ist es nur noch eine Nische?

        Es ist so. ich finde Blogs richtig cool, aber ich habe die Befürchtung das es es ein Medium ist was immer weiter verschwindet! Ganz, ganz langsam. Einfach weil viele der Alternativen für die meistens Menschen viel attraktiver sind und wer liest heutzutage noch längere Texte im Jahr 20XX?

        1. Ich würde sagen, dass es darauf ankommt, was das Thema das Artikels ist. Meine persönlichen Artikel werden in der Tat kaum gelesen. Das ist dann wirklich eine Nische.
          Die ganzen Guides spülen aber täglich hunderte von Leute auf den Blog, weil sie über die Googlesuche bestimmte Informationen suchen. Und genau da kommt aufgrund der kürzeren Aufmerksamkeitsspanne auf den Vorteil von schriftlichen Plattformen zur Geltung. Denn auf einer schriftlichen Plattform kann ich Infos wesentlich besser querlesen um zu schauen, ob die Informationen die ich suche, im Artikel sind. In einem 10 Minuten Youtube-Video müsste ich mir selbst mit Kapitelüberschriften einen Großteil des Videos anschauen, um zu überprüfen, ob die benötigten Informationen überhaupt angesprochen werden.

          Von den Fähigkeiten her, ist es auch mit der kürzeren Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne trotzdem kein Problem einen Text der 3-15 Minuten Lesezeit benötigt zu lesen. Die Konzentrationsspanne liegt glaube ich bei aktuell etwa 20 Minuten. Die Aufmerksamkeitsspanne wird zwar auch immer kürzer, das liegt aber insbesondere an die Millionen Informationen im Internet, die man liest und dann für unbedeutend hält und wegscrollt, wegwischt oder sonst wie ignoriert (Werbung, uninteressante Beiträge, etc.). Wenn bei den Leserinnen und Lesern nach ein paar Sekunden das Interesse geweckt werden konnte, dann bleiben die natürlich wesentlich länger am Ball.

          Aber wie gesagt, das betrifft nur diese Informationsartikel. Was den Rest betrifft, ist es genauso wie du sagst. Das verschwindet immer weiter.

  2. „Denn selbst in meinen besten Blogging-Zeiten habe ich nicht in so kurzer Zeit soviele nette Leute gefunden, mit denen ich mich regelmäßig im Fediverse und in meinem Twitch-Stream austausche.“

    Hat ein Blog dann noch Sinn?

    1. Wie oben beschrieben kommt es auch hier darauf an, was man machen möchte.
      Community aufbauen oder Geld verdienen ist beim Bloggen kaum noch drin.
      Aber es gibt halt auch viele Leute, die deswegen Bloggen, weil sie gerne größere schreiben. Und für die ist das Bloggen meiner Meinung nach sehr sinnvoll.

  3. Könnte auch ein falscher Ansatz sein. Ich fahre mit Twitch und Mastodon sehr gut weil ich es als Hobby ansehe. Ich lasse mich da nicht Stressen. Und seit paar Tagen versuche ich auch das mit dem Blog. Ich erwarte halt nicht das ich groß werde. Ich mache das weil ich will und es mir Spaß macht. Sehe deshalb oft das viele die Lust verlieren weil nichts passiert.

    1. Ich glaube, dass „groß werden“ mit Hobby wird ohnehin nicht funktionieren, wenn man mal schaut, wieviel Zeit mittelgroße bis große Streamerinnen und Streamer in alles investieren. Das ist ja dann ein Vollzeitjob.
      Aber mir es es auch als kleiner Streamer / Youtuber schon wichtig, dass ich zumindest neue Leute kennenlerne bzw. mit ihnen interagieren kann. Denn neben dem Spielen an sich (das ja auch Spaß macht) sind es genau solche Interaktionen wie mit dir der Grund, wieso ich „online gehe“ und nicht einfach nur alleine in meinem Büro sitze und ein bisschen vor mich hin daddel. 🙂

  4. Hallo Phinphin, überlege derzeit auch micht in dieser Branche zu versuchen, danke dir für deine Einschätzung!

  5. Hi Phinphin,

    fehlt X ganz bewusst, oder würdest du das ausschließen, um Content zu verbreiten?

    Viele Grüße

    Marie

    1. Das fehlt bewusst, weil ich nie wirklich warm mit Twitter / X geworden bin.

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